Snowden soll noch mehr Informationen haben

epa03784938 (FILE) A file picture dated 04 July 2013 shows a demonstrator with US whistleblower Edward Snowden's mask in front of the Brandenburg Gate to show support for the former employee of the Central Intelligence Agency, in Berlin, Germany. Amnesty International said on 12 July 2013 that US whistleblower Edward Snowden is to meet with lawyers, human rights activists and Russian lawmakers at Moscow's Sheremetyevo airport. Snowden is still believed to be staying in the transit zone of the Moscow's Sheremetyevo airport since he left Hong konk. Snowden leaked details of several top-secret US and British government mass surveillance programs to the press. EPA/OLE SPATA *** Local Caption *** 50905179
Journalist Glenn Greenwald: US-Regierung sollte flehen, dass Snowden nichts passiert.

Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat offenbar zu seinem Schutz Informationen an verschiedenen Orten deponiert, die veröffentlicht werden sollen, falls ihm etwas zustößt. Er habe Material, das zum Alptraum für die USA werden könnte, sagte der Journalist Glenn Greenwald vom britischen Guardian der argentinischen Zeitung La Nacion. Snowden könne der Regierung in Washington "in einer einzigen Minute" mehr Schaden zufügen als jede Person zuvor.

"Die US-Regierung sollte sich jeden Tag hinknien und flehen, dass Snowden nichts passiert, denn wenn ihm irgendwas zustoßen sollte, würden alle Informationen enthüllt", sagte Greenwald. "Und diese könnten ihr schlimmster Alptraum werden." Zugleich betonte der britische Journalist, dass Snowden "nicht die Absicht" habe, den USA zu schaden. Bei einem Treffen mit russischen Menschenrechtlern am Freitag hatte Snowden betont, er sei ein "Patriot" und wolle die USA nicht schädigen.

Greenwald hatte Snowdens Spionagedokumente veröffentlicht und steht eigenem Bekunden weiterhin in Kontakt mit dem US-Computerspezialisten, der seit drei Wochen auf dem Moskauer Flughafen festsitzt. Nach Greenwalds Worten hat Snowden auch detaillierte Informationen darüber, wie der Geheimdienst NSA Lateinamerika ausspioniert. Ein Weg sei das Abgreifen von Daten bei einem US-Kommunikationsunternehmen, das Verträge mit den meisten südamerikanischen Ländern habe. Um welches Unternehmen es sich handelt, sagte Greenwald nicht.

Asyl in Russland?

Snowden hält sich seit dem 23. Juni auf einem Moskauer Flughafen auf. Die Regierung von Präsident Barack Obama verlangt seine Auslieferung. Mehrere Staaten in Lateinamerika haben ihm Asyl angeboten. Unklar ist, auf welchem Wege er dorthin gelangen könnte. Am Freitag hatte Snowden in Moskau erklärt, er wolle vorübergehend Asyl in Russland beantragen. Sein Ziel sei aber Südamerika (mehr dazu siehe Hintergrund unten).

Russland erklärte am Samstag, ein Asylantrag liege noch nicht vor. "Wir stehen nicht in Kontakt mit Snowden", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Bundespräsident Heinz Fischer betonte am Sonntag in der ORF-Pressestunde, dass Washington das Recht habe, eine Auslieferung Snowdens zu verlangen. Doch auch ein etwaiger Asylantrag Snowdens müsste geprüft werden.

Es war ein Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit: NSA-Enthüller Edward Snowden traf sich am Freitagnachmittag in Moskau mit Vertretern internationaler Menschenrechtsorganisationen. Das Treffen fand in einem abgesperrten Bereich des Flughafens Scheremetjewo statt, in dessen Transitbereich sich Snowden seit rund drei Wochen befindet.

Temporäres Asyl in Russland

Informationen drangen trotzdem an die Öffentlichkeit. So wurde über Twitter recht schnell bekannt, dass Snowden um Asyl in Russland gebeten hätte. Grund sei dem Vernehmen nach, dass er nicht ausreisen könne. Der Kreml formulierte am Freitag deshalb erneut Bedingungen für ein Bleiberecht: Der 30-Jährige müsse künftig vollständig auf Enthüllungen verzichten, die den USA Schaden zufügten.

Endgültiges Ziel sei deshalb auch Lateinamerika, betonte Snowden gegenüber den Menschenrechtsaktivisten. Er lud Vertreter der Menschenrechtsorganisationen Amnesty International, Human Rights Watch (HRW), Transparency International sowie Anwälte und Regierungsvertreter aus Russland ein. In dem Einladungsschreiben kündigte der frühere Geheimdienstmitarbeiter bereits an, sich "für ein kurzes Statement und eine Diskussion über die nächsten Schritte" treffen zu wollen. Auf ihrer Website haben WikiLeaks am frühen Abend das ganze Statement des US-Amerikaners veröffentlicht.

Unterdessen warnten die USA warnten noch am Freitag die russische Regierung, das Asylgesuch Snowdens anzunehmen. „Russland darf Snowden nicht zu einer Propagandaplattform verhelfen“, erklärte US-Präsidentensprecher Jay Carney.

Snowden beantragte in mehr als 20 Ländern Asyl, darunter auch in Deutschland und Österreich. Während die meisten Länder ablehnten, boten ihm Venezuela, Nicaragua und Bolivien Zuflucht an.

Microsoft kooperiert mit NSA

Am Freitag wurde außerdem bekannt, dass der Software-Gigant Microsoft seit langem mit dem US-Geheimdienst NSA kooperiere. Die NSA habe sich etwa besorgt gezeigt, die Web-Chats auf dem Portal outlook.com nicht mitlesen zu können – daraufhin soll Microsoft dem Geheimdienst sogar geholfen haben, die konzerneigene Verschlüsselungstechnik zu umgehen.

Russia Today berichtete per Stream live vom Flughafen in Moskau.

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