Damit reagierte der Bundesstaat auf eine der größten Aufreger der vergangenen Jahre in den USA: Der Aufhebung des bundesweiten freien Zugangs zu Abtreibungen (Roe v Wade) durch das US-Höchstgericht – die Gesetzgebung wurde damit an die Bundesstaaten übergeben.
Seither haben 14 der 50 Bundesstaaten Abtreibungen völlig verboten, einige andere den Zugang zumindest deutlich erschwert.
Was die religiöse Rechte in den USA glücklich machte, ist allerdings auch fast so etwas wie ein Geschenk für die Demokraten im Wahlkampf. Abgesehen vom Ärger über die Inflation mobilisiert derzeit zumindest unter den Amerikanerinnen kaum ein Thema mehr als das Abtreibungsverbot. 13 Prozent der Wähler bezeichnen es laut einer jüngsten Umfrage überhaupt als das wichtigste Thema bei den Wahlen im November.
Freie Entscheidung
„Für mich ist es ganz, ganz wichtig, dass ich eine freie Entscheidung über meinen Körper treffen kann“, sagt etwa Mary Wagner. In Honduras geboren, in den USA aufgewachsen und katholisch erzogen ist es für die junge Frau aus Las Vegas ein Grund, bei der Präsidentenwahl für Joe Biden zu stimmen.
Erstmals wagte sich deshalb in der Vorwoche Bidens Vize-Präsidentin auf ein Terrain vor, wohin noch nie ein US-Präsident oder dessen Stellvertreterin einen Fuß gesetzt hat: in eine Abtreibungsklinik.
Kamala Haris ließ sich in einer Klinik in Minnesota filmen, sprach von einer „sehr ernsten Gesundheitskrise“ - und wurde dafür von so manch konservativem Medium nahezu mit dem „Teufel“ verglichen.
Doch die generelle Stimmung in den USA ist eine andere: 69 Prozent der US-Bürgerinnen und Bürger befürworten laut Umfragen die Möglichkeit, ein Schwangerschaft im ersten Drittel beenden zu dürfen.
Steigende Abtreibungszahlen
Entsprechend wenig ist die ahl der Abtreibungen gesunken – nur in den 14 Bundesstaaten. Die neuen Verbote haben eher das Gegenteil bewirkt: Rund eine Million Abtreibungen – davon fast zwei Drittel mit der entsprechenden Pille – wurden im Vorjahr registriert. Das sind zehn Prozent als mehr als im Jahr davor, als die liberale Gesetzgebung noch galt.
Ein massiver Zustrom an Patientinnen sei jetzt in Ohios neun Abtreibungs-Kliniken festzustellen, schildert Jaime Miracle. Die „Pro-Choice“-Aktivistin zum KURIER: „Wir haben viele Frauen, die über Tausende Meilen hinweg zu uns anreisen, etwa aus Texas, weil bei ihnen daheim kein Schwangerschaftsabbruch mehr möglich ist.“
Die Abtreibungspille
Und gestritten wird in den USA derzeit auch über die Abtreibungspille Mifepriston. Abtreibungsgegner fordern höhere Hürden bei der Erhältlichkeit des verschreibungspflichtigen Medikaments, das allerdings sogar mit der Post verschickt werden darf.
Der amerikanische Supreme Court hat am Dienstag über die Abtreibungspille Mifepriston verhandelt. Wie es aussieht, dürfte das Höchstgericht den Zugang zum Abtreibungsmedikament aber derzeit wohl nicht einschränken. Die Entscheidung wird im Juni fallen.
In Österreich seit 1999 erhältlich Mifegyne ist rezept- und apothekenpflichtig und darf nur an Spitäler und niedergelassene Fachärztinnen/Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe abgegeben werden. Die Einnahme des Medikamentes darf nur in Gegenwart der Ärztin/des Arztes bzw. nach schriftlicher ärztlicher Anordnung erfolgen.
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