Mauer aus Licht stieg in den Berliner Nachthimmel

7000 Ballons erstrahlten entlang der Mauergrenze – und lösten diese am Abend wieder auf.
Hunderttausende Deutsche feierten ihre Erleichterung und Dankbarkeit in heiterer Stimmung.

Es gab "viel Gänsehaut" und Tränen, vor allem von Besuchern aus den "neuen Bundesländern", der Ex-DDR. Aber kaum Pathos, keinen Kitsch, kaum Aggressionen, dafür heitere Gelassenheit, viel Rührung und Dankbarkeit. Es war damit eine eher unberlinerische Stimmung in der Hauptstadt, wo sich viele hunderttausend Berliner mit noch einmal so vielen Deutschen aus dem ganzen Land und vielen ausländischen Besuchern mischten. Insgesamt soll an dem Wochenende eine Million Menschen unterwegs gewesen sein.

Bilder von der Gedenkfeier

Mauer aus Licht stieg in den Berliner Nachthimmel

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Mauer aus Licht stieg in den Berliner Nachthimmel

GERMANY ANNIVERSARY OF PEACEFUL REVOLUTION
Mauer aus Licht stieg in den Berliner Nachthimmel

People walk under the lit balloons installation al
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GERMANY ANNIVERSARY OF PEACEFUL REVOLUTION
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Balloons which were part of the installation 'Lich
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German rock musician Udo Lindenberg performs in fr
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Fireworks explode above Brandenburg Gate during ce
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GERMANY ANNIVERSARY OF PEACEFUL REVOLUTION
Mauer aus Licht stieg in den Berliner Nachthimmel

German Chancellor Merkel walks along former Berlin
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epaselect GERMANY ANNIVERSARY OF PEACEFUL REVOLUTI
Mauer aus Licht stieg in den Berliner Nachthimmel

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German Chancellor Merkel speaks at the exhibition
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Federal Government Commissioner for Culture Gruett
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A mother and young daughter place roses at memoria
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People place roses at memorial during ceremony mar
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Roses placed at memorial are pictured during cerem
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Das Promenieren, Schauen und Feiern konzentrierte sich in Berlins Mitte, rund ums Regierungsviertel mit dem Brandenburger Tor als Zentrum, dem wichtigsten Symbol der vielfach gebrochenen Geschichte Deutschlands und seit der Mauer auch Europas. Hier stand an diesem Wochenende die größte der sieben Videowalls, auf der den ganzen Tag lang Szenen aus den aufregenden Tagen von Herbst 1989 eingespielt wurden. Dazwischen traten auf der Bühne deutsche und internationale Stars auf, als wichtigster Udo Lindenberg, der einst die dröge DDR-Führung kongenial veräppelt hatte.

Hauptsymbol der Feierlichkeiten war eine "Lichtspur der Freiheit": eine Kette von 7000 weißen Ballons. Die leuchteten dort, wo 28 Jahre lang die größte Tristesse der Stadt geherrscht hatte, entlang der Mauerlinie. Am Sonntag wurden sie mit Helium gefüllt und ab 19.20 Uhr von ihren Sponsoren, ausgehend vom Brandenburger Tor, nach und nach in den Himmel gelassen. Zu Beifall und sichtbarer Rührung der im Zentrum unübersehbar dichten Menschenmenge.

Glücklichster Moment

Gleichzeitig spielte Daniel Barenboim, der Dirigenten-Star der Stadt, mit der Kapelle seiner Staatsoper den vierten Satz der 9. Symphonie von Beethoven, was sonst.

Und natürlich gab es offizielle Feierlichkeiten, mit Kanzlerin Angela Merkel als Hauptdarstellerin. Sie eröffnete die neue Dauerausstellung über die Mauer und fand, wie immer bei solchen Gelegenheiten, den richtigen Ton, wenngleich diesmal das erprobte Understatement der Ostdeutschen mit der erfolgreichsten Karriere vielleicht doch etwas geringer war als sonst. "Es war der glücklichste Moment unserer jüngsten Geschichte", war nicht nur ihre Hauptbotschaft des Tages, "nichts muss so bleiben wie es ist", ihr Ansporn für die Welt beim großen Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

An dem nahmen alle angereisten Ehrengäste teil. In Abwesenheit von Altkanzler Kohl bekam Gorbatschow die mit Abstand größten Ovationen. Wie am Vortag warnte er nochmals eindringlich vor einem neuen Kalten Krieg. Auch beim Bürgerfest wurde er am meisten bejubelt.

Da überwog die Freude. Und ein Gemeinschaftsgefühl, das sich die Deutschen zuletzt bei der Fußball-WM gegönnt hatten, am Sonntag aber ohne Ausgelassenheit. An diesem Wochenende leuchtete Berlin ganz besonders.

Die Berliner Mauer im Detail

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Lesen Sie hier wie KURIER-Chefredaktuer Helmut Brandstätter den 9. November 1989 erlebte.

"Wir können die Dinge zum Guten wenden – das ist die Botschaft des Mauerfalls."

"Träume können wahr werden. Nichts muss so bleiben, wie es ist."

"Es braucht Mut, Freiheit zu erkämpfen, und es braucht Mut, Freiheit zu nutzen."
Kanzlerin Angela Merkel bei verschiedenen Gedenkveranstaltungen am Wochenende in Berlin

"Wir verneigen uns vor den Opfern der Mauer und vor den vielen Menschen, die als Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in der DDR und allen Ländern des Ostblocks unermessliches Leid erfahren mussten."
Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Sonntag in der Berliner Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer Straße

"Wenn ich mir das heute anschaue, dann haben wir das doch ganz gut geschafft und sind ein glückliches Volk."
Berlins damaliger Bürgermeister Walter Momper (SPD) am Samstag auf dem Parteitag der Berliner SPD

"Manchmal wünsche ich mir den 9. November 1989 zurück, als Ostler und Westler sich einfach nur in den Armen lagen."
Iris Gleiche, SPD, in der Bundestagsfeierstunde am 7. 11. 2014

"In der DDR hatten wenigstens alle eine Wohnung, Essen und Beschäftigung."
Der letzte SED-Chef Gregor Gysi, heute Linken-Fraktionschef, bei der gleichen Bundestagsfeier

"Hier haben Sie Bett, Essen, Arbeit. Damit wurden wir 1982 vom Gefängnisdirektor begrüßt."
CDU-Abgeordneter Arnold Vaatz, einst inhaftierter DDR-Bürgerrechtler, als Antwort auf Gysi

"Heute erneuern wir die Entschuldigung für begangenes Unrecht und das Bekenntnis, dass wir Demokratie und Rechtsstaat wie zwei Augäpfel zu hüten haben."
Erklärung der Linken-Führungsspitze (früher SED) am 8. 11. 2014

"Wir träumten vom Paradies und bekamen Nordrhein-Westfalen."
Joachim Gauck, DDR-Bürgerrechtler, danach Stasi-Beauftragter, heute Bundespräsident, bei der Mauerfall-Feier 2009

"Herr Bundeskanzler, im Augenblick fällt gerade die Mauer."
Pressechef Eduard Ackermann zu Kanzler Helmut Kohl beim Staatsdiner in Warschau am Abend des 9. November 1989"

Hörste det? Ich kann gar nicht genug kriegen vom dem Krach da."
Ein Rentner am 11. 11. 1989 bei den Presslufthämmern, die eine Durchfahrt in die Mauer schufen

"Wir können Ihnen ja nicht den Krieg erklären."
François Mitterrand, Präsident Frankreichs und damals des EU-Rats, 1989 vor Beratern beim Nachdenken, wie er die Wiedervereinigung verhindern könnte

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