Sie gehören der Minderheit der Goranen an, die überwiegend im Gebirge leben. Diese sprechen Serbisch, sind aber Muslime – die meisten Serben haben einen christlich-orthodoxen Glauben.
Für solch kleine Minderheiten ist das Leben im Kosovo noch einmal komplizierter, als für Albaner und Serben. Aufgrund der Diskriminierung, die er eigenen Angaben zufolge als Gorane in seiner Heimat erfährt, will Muster ins Ausland gehen – so gern er die Arbeit im Familienbetrieb auch hat.
Traumland Österreich
Es wäre nicht das erste Mal, schon 2005 ist er als 19-Jähriger nach Österreich ausgewandert und lebte zuerst in Innsbrucker, dann in Wiener Asylheimen. „Es war großartig dort, aber ich durfte nicht arbeiten“, sagt er heute über diese Zeit. 2009 wurde sein Asylantrag abgelehnt und er ging zurück. Jetzt, 18 Jahre später, will er es nochmal in Österreich probieren, diesmal mit seiner Frau und den drei Kindern. Er träumt davon, dort als Fleischer zu arbeiten.
Mit dem Wunsch, zu gehen, ist er nicht allein. Die kosovarische Diaspora in Österreich beträgt laut Botschaft in Wien etwa 70.000 Menschen, noch mehr leben in Deutschland. Viele von ihnen sind während des Kriegs nach Westeuropa geflüchtet und dortgeblieben. Die, die zurück sind, haben meist noch immer Familie dort. In der Regel sendet diese auch Geld zu den Verwandten im Kosovo, wo ein Gehalt von 150 bis 350 Euro normal und das Leben oft nicht leistbar ist.
Nicht alle wollen gehen
Auch der Kosovo-Albaner Nehat Jusufi hat viele Verwandte in Deutschland, Geld bekommt er aber keines von ihnen. Der 42-Jährige besitzt ein Möbelhaus in Mitrovica, 90 Prozent seiner Kunden sind Serben. Das Geschäft läuft gut: „Meine Frau und ich besitzen drei Wohnungen, wir führen ein gutes Leben“, erzählt er dem KURIER stolz.
Er versteht nicht, warum so viele gehen. „Ich bin es gewöhnt, hier zu arbeiten. Warum sollte ich neu anfangen wollen?“, so Nehat. Die kosovarische Regierung bemühe sich doch, ihn und andere Unternehmer im Land zu behalten. Wenn er jemanden anstellt, übernimmt der Staat etwa die ersten sechs Monatsgehälter des neuen Mitarbeiters. „So etwas machen sie bei euch nicht, oder?“, fragt der Albaner.
"Wir sind hier anders, entspannter"
Abgeschreckt hat ihn auch das Leben seines Cousins in Deutschland. Der ist vor ein paar Jahren ausgewandert, um für eine Reifenfirma zu arbeiten. „Früher ist er jeden Abend ausgegangen und hat sein Leben genossen“, erzählt Nehat. Wenn er ihn heute anruft, sei diese Freude aus der Stimme seines Cousins verschwunden.
Er spreche kaum mehr, arbeite zu viel. „Wir sind hier anders, entspannter“, glaubt Nehat. Deshalb würde er auch für einen Lohn von 50.000 Euro nicht wegziehen. „Es ist besser, hier ein paar Hundert zu verdienen und glücklich zu sein“, ist er fest überzeugt.
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