Müsste die Regierung nicht alles in ihrer Macht stehende tun, um den Klimawandel so gut wie möglich zu bekämpfen, statt nur hinterherzubauen? Auch die Bauern verzeichnen massive Schäden.
Land- und Forstwirtschaft sind die ersten Betroffenen. Wir haben daher ein wirkliches Interesse, dass ein Gegensteuern gelingt. Aber man muss auch realistisch bleiben. Da braucht es nicht nur Österreich, da braucht es ganz Europa, da braucht es die ganze Welt. Es ist wichtig, dass die Europäische Union hier einen klaren Weg vorgibt. Deshalb stehen wir auch zum Green-Deal-Ziel: also bis 2050 klimaneutral zu werden. Am Ende geht es aber nicht nur darum, Emissionen zu reduzieren, sondern auch, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten.
Wenn es um Maßnahmen geht, die man selber in der Hand hätte, landen wir beim Bodenverbrauch. Es werden täglich 12 Hektar verbaut. Die Koalition ist aber an verbindlichen Limits gescheitert.
Der Bodenschutz ist ein wichtiger Aspekt. Wir brauchen Grund und Boden, um die Leute zu ernähren. Es geht aber auch um Biodiversität und die Kulturlandschaft. Wir dürfen bei diesen Fragen auch nicht vergessen: Wir brauchen Siedlungsraum, Flächen für die Entwicklung der Wirtschaft, der Infrastruktur und der Energiewende. Das Ziel von 2,5 Hektar Verbrauch pro Tag ist ambitioniert. Das gelingt nur, wenn alle in Österreich, die Verantwortung haben, sich verbindlich beteiligen. Mit der Bodenstrategie, die am Tisch liegt, haben wir in Österreich einen Meilenstein.
Aber ist die Krux nicht, dass man sich einigen muss, diese Ziele auch verbindlich einzuhalten?
Die hohe Verbindlichkeit – auch der Bundesländer – sieht man bei dieser Strategie darin, dass so intensiv über einzelne Sätze diskutiert wird. Jetzt geht es darum, dass wir den letzten Feinschliff in der Zielformulierung zustande bringen. Das soll bis zum Herbst ausgearbeitet werden, um es dann abzuschließen.
In ihrer Heimat Osttirol frisst sich der Borkenkäfer seit einigen Jahren rasant durch die Schutzwälder. Wie gefährdet sind Siedlungsgebiete bei solchen Entwicklungen?
Es bringt nichts, jetzt zu dramatisieren. Wir haben natürlich einschneidende Ereignisse. Osttirol ist eine spezielle Situation, weil es dort eine Folge mehrerer Schadereignisse gegeben hat: Sturmschaden 2018, dann zwei Mal Schneebruch, dann Hitzejahre, dann Borkenkäfer-Massenvermehrung. Die Situation dort ist insofern dramatisch, als 30 Prozent des Schutzwaldes betroffen sind. Wir reden von 8.600 Hektar, die es gilt, zu sichern. Das kostet enormes Geld. Bis die Schutzwirkung eines zerstörten Waldes wieder da ist, vergehen 30 bis 35 Jahre. Diese Zeit gilt es zu überbrücken.
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