Mayrhofen: Mit Alkohol- und Skischuhverbot gegen Partyexzesse
Von der Skihütte am Berg direkt in die Après-Ski-Bar im Tal: Das soll es diesen Winter in Mayrhofen nicht mehr spielen. Der Gemeinderat hat Mittwochnacht einstimmig eine „Erholungs- und Gesundheitsverordnung beschlossen“.
Und die sieht unter anderem vor, dass in der Wintersaison künftig praktisch im gesamten Zentrum zwischen 18 und 6 Uhr das Tragen von Skischuhen verboten ist.
Dusche statt Après-Ski
Das soll nicht nur das laute Getrampel im Dorf während der Nachtstunden beenden. „Der Gast geht heim, kommt ein bisschen runter und geht Duschen und nicht stinkend mit dem Skianzug ins nächste Lokal“, erklärte Dietmar Wechselberger, Sicherheitsbeauftragter der Gemeinde, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz unverblümt.
Der Urlauber bekommt durch das Skischuhverbot also gewissermaßen eine Halli-Galli-Zwangspause verordnet. Ob und unter welchen Rahmenbedingungen es im heurigen Tourismuswinter überhaupt Après-Ski geben wird, ist indes noch offen.
„Ein guter Zeitpunkt“
Das ist der Corona-Pandemie geschuldet. Und die hat laut Bürgermeisterin Monika Wechselberger den letzten Anschub für ein Bündel an Maßnahmen gegeben, über die schon seit Jahren diskutiert wurde. „Wir haben gesagt, jetzt ist ein guter Zeitpunkt.“
Mayrhofen ist – nach Sölden, Ischgl und St. Anton – die nächtigungsstärkste Gemeinde Tirols im Winter. Allen vier Orten ist gemein, dass neben den Skigebieten auch das Nachtleben als Aushängeschild gilt.
Das brachte aber schon vor den von Après-Ski-Bars ausgehenden Corona-Ausbrüchen im heurigen März immer wieder Negativschlagzeilen. Etwa wenn sturzbetrunkene Wintersportler die Fäuste fliegen ließen.
Alkoholverbot im Freien
Dem Alkoholkonsum setzt Mayrhofen jetzt Grenzen – zumindest auf Straßen und Plätzen. Hier herrscht in durch Hotspots definierten Zonen im Ort nunmehr ganzjährig und rund um die Uhr Alkoholverbot.
Die Konsumation von Hochprozentigem – aber auch von Speisen Pizzaschnitten – im öffentlichen Raum wird zudem durch das Verbot des Gassenverkaufs (im Winter aber 23, im Sommer ab 24 Uhr) ein weiterer Riegel vorgeschoben.
Unter dem Strich erhofft sich die Bürgermeisterin, dass die Nachtruhe auch als solche erlebt werden kann. „Was wir nicht haben wollen, ist die Lärmbelästigung“, erklärt Wechselberger. Das soll die Lebensqualität der Einheimischen und den Erholungsfaktor für die Gäste heben.
Saftige Strafen
Wer sich den neuen Regeln nicht unterwirft, muss mit saftigen Strafen rechnen. Die reichen bei Verstößen von 25 bis 2000 Euro.
Beim Skischuhverbot wandelt Mayrhofen nicht auf neuen Pfaden. Ischgl, das viel zitierte Ibiza der Alpen, hat ein solches bereits im Winter 2016 eingeführt. Im Fokus standen dabei vor allem Gäste, die mit Bussen für Tagestrips in den Ort reisen und es dort krachen lassen, ohne ein Zimmer zu beziehen.
Lukratives Geschäft
Dem Image als Partyhochburg in Österreichs Bergen hat das keinen Abbruch getan. Das Abfüllen der Urlauber – auch wenn das niemand offen sagt – ist ein einträgliches Geschäft.
In Mayrhofen soll nun zumindest versucht werden, das Treiben auf die Lokale zu beschränken. Bleibt noch die Frage, ob die Nachtgastronomie in diesem Winter nicht ohnehin dicht bleibt.
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