Gemeinsam mit WK-Präsident Christoph Walser und Gastronomiesprecher Alois Rainer (alle drei VP-Wirtschaftsbund) richtete Gerber einen „eindringlichen Appell an die Bundesregierung“. Es brauche klare Vorgaben, so der Tenor. Mit den derzeitigen Regeln könne „Tourismus in Tirol nicht stattfinden“.
Walser kam dabei die Kritik am grünen Gesundheitsminister Rudolf Anschober, von dem es „bis zum heutigen Tag keine klaren Aussagen“ gäbe, am leichtesten über die Lippen. Er nahm aber auch die für Tourismus zuständige VP-Ministerin Elisabeth Köstinger in die Pflicht und fordert von ihr, „vom vierten in den fünften Gang hochzuschalten.“ Man habe bereits vor Wochen ein Konzept vorgelegt.
Sollen Après-Ski-Lokale im heurigen Corona-Winter überhaupt aufsperren?
Geht es nach Gastro-Fachgruppenobmann Alois Rainer, dann sehr wohl. Allerdings in einem anderen Rahmen als früher. „Die ganzen Anheizergeschichten mit ’Hände zum Himmel’ wird es nicht geben können“, sagt er.
Das wüssten auch die Unternehmer. Après-Ski solle heuer mit zugewiesenen Sitzplätzen und ohne Tanzflächen stattfinden, so der Vorschlag. Im März hatten die Halli-Galli-Partys in Ischgl & Co ein Corona-Desaster verursacht und werden daher besonders kritisch gesehen.
Was ist mit Nachtbars, Clubs und Discos?
Die Nachtgastronomie, in der das Geschäft erst nach der aktuellen Sperrstunde von eins so richtig beginnen würde, ist besonders hart von der Pandemie betroffen. „Es wird Betriebe geben, die sich heuer entschließen, gar nicht aufzusperren“, sagt Walser. Für diese brauche es eine Strategie und Fixkostenzuschüsse.
Soll die Sperrstunde nach hinten verlagert werden?
Hier fordert Rainer die Möglichkeit einer „Slowdown-Phase“, die eingeregeltes Entleeren der Lokale ermögliche. Das soll so aussehen, dass um ein Uhr zwar kein Gast mehr ins Lokal gelassen wird. Die Sperrstundenregelung soll aber so aufgeweicht werden, dass dann etwa erst um zwei Uhr die Musik ausgeht und dann um drei Uhr der letzte Gast gehen muss.
Dieser Vorschlag beißt sich freilich mit den Empfehlungen von Virologen. Die sehen im Treiben in geschlossenen Räumen ohnehin schon eine erhöhte Infektionsgefahr. Die würde aber noch steigen, wenn unter Alkoholeinfluss zu später Stunde auf Abstandsregeln vergessen und die Aussprache feuchter wird, so die immer wieder geäußerte Befürchtung.
Warum pochen die Hoteliers auf eine Aufweichung der Quarantäneregeln?
Gerber hatte bereits vor einem Monat im KURIER kritisiert, dass die derzeitige Regelung, wonach enge Kontaktpersonen auf jeden Fall für zehn Tage in Quarantäne müssen, für Betriebe nicht praktikabel ist. Das können etwa dazu führen, dass wegen eines positiven Falls in der Küche die ganze Mannschaft ausfällt und der Betriebe nicht mehr weitergeführt werden kann. Oder ein Gast nach Kontakt mit einem infizierten Kellner seinen Urlaub auf dem Zimmer verbringen muss.
Wie sieht der Gegenvorschlag aus?
„Wir brauchen dringend ein Freitesten“, appellierte Gerber am Freitag erneut vehement. Die Idee: Wird ein Mitarbeiter oder Gast als enge Kontaktperson eines Covid-19-Falls identifiziert, soll sofort ein Corona-Test gemacht werden. Fällt der negativ aus, darf der Mitarbeiter oder Gast unter Auflagen (Schutzmaske) aus der Quarantäne. In 2-Tages-Abständen sollen weitere Tests folgen.
Warum wird die Corona-Ampel kritisch gesehen?
Die soll am 4. September in Betrieb gehen und je nach Infektionslage in den Bezirken bestimmte Maßnahmen auslösen. Für Walser ist es aber gerade in Tourismusregionen nicht zielführend, dass hier nur die Einwohnerzahl als Maßstab herangezogen wird. Es müsse auch die Bettenanzahl – und somit jene der Urlauber – als Basis mitherangezogen werden.
Gerber fordert zudem eine Differenzierung nach Regionen. „Es kann nicht sein, dass wegen eines positiven Falls im Ötztal der ganze Bezirk auf Rot gestellt wird“, nennt er ein Beispiel.
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