Junge Feiernde tanzen Schulter an Schulter und grölen den Text eines Liedes mit. Im Hintergrund ist künstliche Stadlkulisse zu sehen.
Die Aufnahmen scheinen auf den ersten Blick in Après-Ski-Zeiten vor Corona entstanden zu sein. Wie der ORF Tirol berichtet, datiert das in Sölden entstandene Video aber auf den 15. August. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen beauftragt.
Kritik vom Gastro-Sprecher
„Das ist nicht das richtige Zeichen“, sagt Alois Rainer, Tirols Spartenobmann für Gastronomie, gegenüber dem KURIER zu dem Eklat. Ende August hatte er, wie berichtet, vom Gesundheitsminister klare Rahmenbedingungen für den Winter gefordert. Und vorgeschlagen, dass Après-Ski in der kommenden Saison im Sitzen, ohne Tanzflächen und Anheizer stattfinden soll.
Dass es heuer nicht wie früher sein kann, sei den Wirten klar, versicherte Rainer.
Die Bilder aus Sölden, das mit Ischgl und Mayrhofen zu den großen Partyhochburgen der Tiroler Winterskiorte zählt, sprechen eine andere Sprache. Im März musste die ganze Gemeinde, wie auch das Paznauntal und die Arlbergregion unter Quarantäne gestellt werden, nachdem sich dort ausgehend von Après-Ski-Lokalen das Virus rasant verbreitet hatte.
„Nicht förderlich“
Dass dort in einer Bar offenkundig ohne jegliche Abstandsregeln gefeiert wurde, ist nicht gerade Werbung für die Anliegen der Touristiker, wie auch Rainer weiß: „Das ist sicher nicht förderlich. Ich bin aber der Meinung, dass es unter den Voraussetzungen, die wir gefordert haben, funktionieren kann.“
Der Spartenobmann gesteht aber auch ein, „dass es immer einige geben wird, die sich nicht daran halten. Wir müssen auf Eigenverantwortung hoffen – jene der Gastronomen und jene der Gäste.“Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat zuletzt angekündigt, „bis allerspätestens Ende September das Gesamtkonzept für den Wintertourismus in Österreich“ vorlegen zu wollen.
Das soll auch mit anderen Alpenländern abgestimmt werden, mit denen Anschober gewisse Grundstandards erarbeiten will. Der Umgang mit Après-Ski, das es laut Bundeskanzler Sebastian Kurzes heuer „so nicht geben“ werde, ist eines der zu klärenden Themen.
Après-Ski lebte bisher vom ausgelassenen Feiern auf engstem Raum mit viel Alkohol – angefeuert von DJs und Partysängern. Nach den Erfahrungen vom März gelten solche Veranstaltungen als Superspreader-Events.
„Heut geb ma Gas“
„Heut geb ma Gas“, hatte jene Tiroler Schlagersängerin über Facebook angekündigt, bei deren Auftritt in Sölden letztlich auf die von Rainer eingeforderte Eigenverantwortung gepfiffen wurde.
„Nutzt es noch aus, Leute“, hatte ein User den Aufruf der Sängerin kommentiert. Man wisse ja nicht, wann die Politiker wieder alles dichtmachen würden. Der Lockdown im März war freilich nicht zuletzt Konsequenz des explosionsartigen Infektionsgeschehens, das in Wintersportorten befeuert wurde.
Die sind nun bemüht, sich für die kommende Saison neu aufzustellen. Ischgl hat angekündigt, den Partytourismus eindämmen zu wollen. Mit einem nächtlichen Skischuh-Verbot hatte der Skiort freilich schon 2016 versucht, in Bussen anreisende Feierwütige zu vergrämen.
Kein Alkohol im Freien
Mit Skischuhen dürfen Wintersportler künftig auch in Mayrhofen nach 20 Uhr nicht mehr durch den Ort trampeln. Ab dieser Uhrzeit soll auch der Alkoholausschank im Freien untersagt werden. Nähere Details will die Gemeinde am Donnerstag bekannt geben.
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