Amateurfußball: Warten auf den Wiederankick

Amateurfußball: Warten auf den Wiederankick
Die Sportpolitik konzentriert sich auf die Großen und lässt die Kleinen zappeln.

Von Gerhard Marschall

Der Fußball ist zwar Breitensport Nummer 1 und dennoch eine elitär ausgerichtete Zweiklassengesellschaft. Während die Profis wieder spielen dürfen, müssen die Amateure weiterhin zuschauen. Für die 377 Unterhausvereine im Land mit ihren rund 65.000 Spielern, 12.000 Trainern und 10.000 Funktionären heißt es somit trainieren und warten.

„Wir hoffen auf eine baldige Entscheidung, dass wir im August wieder starten können“, sagt Gerhard Weinberger, Obmann des SV Wallern. Die Hausruckviertler sind im Vorjahr eine Spielgemeinschaft mit dem ASV St. Marienkirchen an der Polsenz eingegangen, die beim Saisonabbruch im März die Tabelle der LT1 Oberösterreich-Liga angeführt hat – der ungekrönte Landesmeister quasi.

Zurzeit ist Trainingspause. Die Ungewissheit mache die Kaderplanung schwierig, sagt Weinberger: „Was kannst du dir leisten, was kannst du finanzieren?“ Die Herausforderung in der Übertrittszeit sei, dass die Spieler bei den Leistungsprämien Abstriche werden machen müssen.

Vorsichtige Sponsoren

Am anderen Ende der Unterhausskala steht Union Reichersberg. Die Innviertler haben im Herbst in zwölf Spielen in der 2. Klasse Westnord einen mageren Punkt ergattert und gehören zu jenen Klubs, für die es im Frühjahr gar nicht mehr wieder losging.

Auch sie hoffen auf einen Meisterschaftsstart Mitte August oder zwei, drei Wochen später. „Wir sind froh, dass es weitergeht, sonst hätten wir wahrscheinlich zugesperrt“, sagt Obmann Alexander Weidmann.

Der Verein hat die Corona-Pause genutzt, um die triste Vergangenheit hinter sich zu lassen. „Wir haben einen kompletten Neustart gemacht“, ist Weidmann zuversichtlich: „Neuer Vorstand und eine ziemlich neu zusammengewürfelte Mannschaft.“ Das Training ist angelaufen, fünf Testspiele sind fixiert.

Wirtschaftliche Sorgen

Zur Ungewissheit über die sportliche Zukunft kommen wirtschaftliche Sorgen. Die Fixausgaben bleiben, doch die Eintrittserlöse fehlen komplett. Und die Sponsoren seien angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage vorsichtig-zurückhaltend, sagt Wallerns Obmann Weinberger.

Zudem lebe ein kleiner Verein zum Großteil von sonstigen Aktivitäten, ergänzt Kollege Weidmann aus Reichersberg. Kleinfeldturnier, Maibaumfest, Sonnwendfeuer – das alles fällt heuer auch aus.

Von den von Sportminister Werner Kogler für Sport und Kultur angekündigten 700 Millionen Euro ist bei den Vereinen noch nichts angekommen. Was wiederum das Land zuwarten lässt, um seine Förderkriterien ergänzend auszurichten.

Zuschauer fehlen

Im OÖ. Fußballverband wartet man täglich auf Nachrichten aus Wien. Spätestens für September könne es grünes Licht geben, hieß es einmal. „Unsere Hoffnung ist, dass es etwas früher möglich sein wird“, sagt Direktor Raphael Oberndorfinger. Und zwar vor Publikum. Dank TV-Geldern können es sich Große eher leisten, in leeren Stadien zu spielen. Für die Kleinen sind Eintrittseinnahmen unerlässlich.

Oberndorfinger: „Wir sind uns alle einig, dass Amateurfußball ohne Zuschauer nicht praktikabel ist.“ Die für den Kulturbereich geltenden Regelungen sollten sich auch auf den Fußball umlegen lassen.

Der Verband hat in der spielfreien Zeit im Rahmen einer „Corona-Punkteprämie“ insgesamt 50.000 Euro für soziale und kreative Projekte ausgelobt. Die Gewinner: UFC Rohrbach/Berg, USV St. Ulrich, SV Hellmonsödt, UFC Grünau, Union Unterweißenbach, SK Bad Wimsbach, Union Altenfelden, Union Herzogsdorf/N., USV Neuhofen/I., Union Weißkirchen, Union Gschwandt, SK Neukirchen/A. und Union Arnreit.

Viele Vereine haben in der Krise gesellschaftspolitische Verantwortung bewiesen. Jetzt möchten sie aber endlich wieder ihrem eigentlichen Zweck nachgehen – Fußball zu spielen.

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