Kaineder: „Es wird einen Kraftakt auf allen Ebenen brauchen“

Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) will eine Holzbauoffensive starten.
Die Chance der Corona-Krise liegt darin, die Klimakrise mit zu bekämpfen. Der Bund zeigt Ambitionen, die Landesregierung nicht

Stefan Kaineder wohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Dietach bei Steyr. Er wird als grüner Spitzenkandidat für die Landtagswahlen im Herbst 2021 kandidieren.

KURIER: Seit 30. Jänner sind Sie nun Landesrat, bereits zuvor waren Sie Landessprecher und stellvertretender Bundessprecher der Grünen und führen diese beiden Ämter auch weiterhin aus und das neben Frau und Kindern. Wie geht es Ihnen damit?

Stefan Kaineder:  Ich habe einen recht vollen Terminkalender. Einerseits ist es sehr schön, weil man sozusagen die Gesellschaft gestalten kann, wenn man mehr Verantwortung hat, andererseits ist es natürlich ein Balanceakt zwischen Familie und Beruf. Ich möchte ein Papa sein, den seine Kinder noch sehen und ich möchte auch ein Partner sein, der daheim Verantwortung trägt. Da muss man sich immer wieder neu einpendeln.

Nun hätten Sie sich die ersten Monate als Landesrat vermutlich anders vorgestellt. Wie haben Sie die Corona-Zeit privat, als auch beruflich erlebt?

Beruflich als extrem herausfordernd. Dadurch dass ich stellvertretender Bundessprecher bin, habe ich sehr engen Kontakt zum grünen Teil der Bundesregierung und auch in der Landesregierung sind wir täglich im Austausch. Keine der Entscheidungen, die da getroffen wurde, war einfach. Das ist am Anfang einer neuen Verantwortung schon speziell.

Ich wäre total gern bei den Menschen gewesen: Ich bin ja seit zwei Jahren in Wirtshäusern unterwegs und diskutiere viel mit den Leuten über die politischen Themen der Grünen. Das ist immer ein wesentlicher Teil meiner Arbeit gewesen und wird es auch hoffentlich wieder werden.

Privat war es so, dass sich vieles meiner Arbeit nach Hause verlagert hatte, was auch ein Vorteil war. Sonst ist man sehr viel unterwegs. Es war mehr Zeit als gewöhnlich mit den Kids und das habe ich dann schon auch genossen.

Weil Sie es ansprechen: Die Wirtshaustour haben sie 2018 begonnen. Wird diese fortgesetzt?

Ja, sobald es irgendwie möglich ist. Bei diesen Abenden sind alle Schichten der Bevölkerung dabei. Wir diskutieren lebhaft und kontroversiell, was wir für gescheit und richtig halten. So verstehe ich Demokratie. Das wird sehr gut angenommen, da sind 60 bis 120 Leute in der Wirtsstube. Da war es oft eng und so lange das nicht geht, ist es leider nicht möglich.

Wie regelmäßig möchten Sie das wieder machen?

Wir werden sehen, wie es sich mit dem Terminkalender vereinbaren lässt, aber einmal im Monat möchte ich auf jeden Fall in einem Wirtshaus sitzen.

In den vergangenen Monaten hat sich dafür viel anderes getan: Vom Shutdown bis zum Wiederhochfahren, begleitet von Maßnahmenpaketen. Wie zufrieden sind Sie mit der Bundesregierung, im speziellen mit den grünen Kollegen?

Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass gerade im Gesundheitsministerium, wo jetzt sehr viel Verantwortung liegt, ein Rudi Anschober sitzt. Grundsätzlich bin ich zufrieden. Es gibt immer Dinge, die besser funktionieren können, aber letztlich sieht man an den Zahlen, dass die Bundesregierung sehr rasch und richtig reagiert hat.

Die eigentliche Frage, die sich stellt, ist: Was passiert jetzt? Wie manövrieren wir uns aus dieser Krise heraus? Das wird einen Kraftakt auf allen Ebenen brauchen, vor allem angesichts der Wirtschaftskrise, die nachkommt. Ich bin der Überzeugung, dass es in jeder Krise Chancen gibt und vielleicht ist die Chance der Corona-Krise, dass wir mit dem Kraftakt, den es jetzt sowieso braucht, auch die Klimakrise ordentlich mitbekämpfen.

Die Bundesregierung hat die Ambition dazu. Diese hat angekündigt, dass sie die Gelder, die jetzt investiert werden, in Klimaschutz und in Regionalisierung investieren. In Oberösterreich fehlt mir dieses Bekenntnis.

Wie soll dieser Kraftakt aussehen?

Wir investieren jetzt ohnehin viel. Dabei muss der Klimaschutz Vorrang bekommen. In Oberösterreich arbeiten wir derzeit zum Beispiel an einem Konzept für eine Holzbauoffensive. Wenn ich ein Haus aus Holz baue, dann wird der Baum im oberösterreichischen Forst geschlagen, kommt zum Sägewerk in der Region und dann zum Zimmermann. Muss es in vielen Jahren abgerissen werden, kann es wiederum einfach entsorgt werden. Damit binden wir  und schaffen wir nachhaltige Arbeitsplätze.

Wichtig wird also sein, dass das investierte Geld, in der gesamten Wertschöpfungskette im Land bleibt, Jobs sichert und nachhaltig wirkt.

Die Digitalisierung wurde durch die Corona-Krise vorangetrieben. Durch Homeoffice gab es weniger Verkehr auf den Straßen, der Flugverkehr bekam einen Dämpfer – eine positive Entwicklung?

Ich halte sehr viel davon, dass man in den Gemeinden dezentral mehrbenutzbare Arbeitsplätze schafft, wo die Menschen Telearbeit machen können. Wir haben in der Krise alle miteinander gelernt wie von zu Hause arbeiten funktioniert. Wenn man Kinder hat, ist es nicht besonders angenehm, wenn die Kids im Hintergrund währenddessen herumtanzen. Das heißt, wir müssen auch die Infrastruktur in der Region dazu schaffen, damit die Leute nicht jeden Tag in den Zentralraum pendeln müssen.

Ich finde gut, dass durch weniger Autofahren und weniger Flugverkehr die Luft sauberer wird, der Grund dafür ist aber eine Katastrophe.  Wir haben Tausende Menschen, die arbeitslos oder in Kurzarbeit sind.   Unser erstes Ziel muss sein, die Luft sauber zu machen, ohne, dass wir eine Katastrophe dafür brauchen. Das heißt, es ist die politische Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Menschen ordentliche Alternativen haben, wie etwa den öffentlichen Verkehr.

Nun kandidieren Sie als Spitzenkandidat für die Grünen. Was werden im Wahlkampf und auch danach folglich Ihre Schwerpunkte sein?

Dass wir Grünen den Klimaschutz ganz nach vorne stellen, auch weil es die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist. Und als Zweites will ich haben, dass in der oberösterreichischen Politik ein Grundsatz gilt: Wir halten zusammen, wenn es darauf ankommt und uns ist es egal, wo Menschen herkommen, welche Muttersprache, Hautfarbe oder Religion sie haben. Das habe ich in den vergangenen Jahren unter Schwarz-Blau ehrlich gesagt vermisst.

Nun haben Sie die App „Gutes finden“ neu aufgerollt. Nachhaltige Produkte, wie Lebensmittel  und Kleidung, aber auch regionale Reiseziele können damit gefunden werden. Wo geht es für Sie dieses Jahr in den Urlaub?

Wir fahren für eine Woche nach Spital am Pyhrn. Dort gibt es in einem alten Kloster ein feines Jugend- und Familienhotel. In der Pyhrn-Priel-Region kann man super wandern und es gibt tolle Schluchten und wenns schön ist den Gleinkersee. Alles, was wir brauchen.

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