Brauerei Uttendorf: Wo das Bier keine Pause macht

Der Braugasthof Vitzthum, das inoffizielle Gemeindezentrum von Helpfau-Uttendorf.
Die Privatbrauerei Vitzthum ist ein Leuchtturm im Innviertel. Bereits 1600 wurde an selber Stelle Bier gebraut.

Von Gerhard Marschall

Der Braugasthof Vitzthum ist eine Institution. Hier spielt sich ein wesentlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens der 3.700-Einwohner-Gemeinde Helpfau-Uttendorf im Bezirk Braunau ab. Dies auch, weil das Wirtshaus keinen Sperrtag kennt. Schon am Vormittag ist hier Betrieb.

Man trifft sich, tauscht Neuigkeiten aus dem Ort aus oder bespricht die Weltlage. Das Bier dazu hat keinen langen Transportweg hinter sich, es wird gleich nebenan gebraut. Und das seit langer Zeit. Die Innviertler Biertradition hochzuhalten ist hier keine leere Phrase.

Bereits im Jahr 1600 befand sich am heutigen Standort der Privatbrauerei Vitzthum eine Braustätte. Die Anfangszeiten mit wechselnden Eigentümern liegen weitgehend im Dunklen der Geschichte. Bekannt ist: 1835 brannte der Markt Uttendorf ab, mit ihm die Brauerei. Sie wurde in den folgenden Jahren wiederaufgebaut, zum Teil mit Bausteinen der Burgruine Uttendorf. 1906 erwarb Mathias Vitzthum den Betrieb.

Familienbetrieb

„Wir sind ein mittelständischer Familienbetrieb“, sagt Wolfgang Vitzthum. Vater Helmut kümmert sich nach wie vor um das Bier. Die Nachfolgegeneration – Wolfgang, sein Bruder Markus sowie die Cousins Mathias und Hermann – führen gemeinsam die Geschäfte.

Mit zehn Sorten ist die Produktpalette für eine Brauerei dieser Größe mit rund 20 Mitarbeitern breit angelegt. Der Schwerpunkt liegt auf untergärigen Bieren: Pils, Märzen, Export. Aber auch ein helles und dunkles Weißbier befinden sich im Sortiment, weiters zwei Radler, fünf Limonaden und ein Mineralwasser.

Brauerei Uttendorf: Wo das Bier keine Pause macht

Wolfgang Vitzthum im Herz der Brauerei.

Das Wasser, wesentlicher Faktor beim Bierbrauen, kommt aus zwei hauseigenen Brunnen und bis zu 100 Metern Tiefe. Uttendorf liegt am Fuße des Kobernaußerwaldes, der die Region in Menge wie Güte verlässlich speist.

„Eine Brauerei ist sehr anlagenintensiv, und man muss immer auf den Laufenden bleiben“, sagt Wolfgang Vitzthum. Wenn der Betrieb einmal überaltere, sei es schwierig, das wieder aufzuholen. Deshalb werde ebenso beständig wie behutsam modernisiert.

Gut ausgereift

1981 wurde ein neues Sudhaus errichtet, eines der ersten in Österreich mit Computersteuerung. Damals setzte rapides Wachstum ein, der Jahresausstoß wurde seither auf rund 20.000 Hektoliter verzehnfacht.

Brauerei Uttendorf: Wo das Bier keine Pause macht

Das Pils ist eines der Uttendorfer Leitbiere.

Gut zwei Drittel werden in Flaschen abgefüllt, zuletzt standen zwei größere Investitionen an: Der Lagerkeller wurde erweitert, um auch im Sommer optimale Bedingungen zu haben. Und es wurde eine neue Lagerhalle gebaut. Das Uttendorfer Bier lagert acht Wochen, ist gut ausgereift, rund und harmonisch im Geschmack. Auch zeichnet es sich durch feine Bittere und feine Würze aus.

Miteinander

Hauptabsatzgebiet ist der Bezirk Braunau, zunehmend auch der angrenzende Flachgau und die Stadt Salzburg. „Wir haben eine gute Mischung aus Gastronomie, Handel, Firmen, Veranstaltungen und Privatkunden“, nennt Wolfgang Vitzthum eine Stärke von Uttendorf.

Der Wettbewerb sei hart, und eine kleine Brauerei könne nur mit Leidenschaft und viel Einsatz überleben, sagt Vitzthum: „Wichtig ist, dass man die Qualität langfristig hält und in der Region verankert ist. Wir haben zuletzt Kunden dazugewonnen, die Bier aus der Region haben wollen.“

Und Uttendorf setzt auf Kooperation, etwa in der „Bierregion Innviertel“. Privatbrauereien und Wirte haben sich hier zusammengetan, um das Miteinander über kleingeistiges Konkurrenzdenken zu stellen.

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