Die SPÖ wird zurückkommen

Also besser hätte die einst bekannte US-amerikanische Komikertruppe um Chico, Harpo und Groucho Marx den Laden auch nicht an die Wand fahren können. Was die SPÖ in den vergangenen Monaten, Wochen und vergangenen Tagen abgeliefert hat, war Real-Satire vom Feinsten und wird Geschichte schreiben. Dazu kommt: Österreich ist nach der Bundespräsidentenwahl von 2016 mit drei Wahlgängen, dem FPÖ-Ibiza-Skandal und dem "Kurz-Schluss" bei der ÖVP international wieder einmal eine Lachnummer. "Wie blöd sind die?", fragte etwa die deutsche Bild-Zeitung.
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Was tun also? Nun: Jetzt übernimmt einmal Andreas Babler die Partei. Ein laut eigenem Bekunden Ja-Nein-Marxist. Das verspricht für die Zukunft einen gewissen Unterhaltungswert. So wie seine Ansichten über die EU ("das aggressivste militärische Bündnis"). Doch Babler und die SPÖ abzuschreiben, wäre ein schwerer Fehler. Ja: Die SPÖ steckt in einer schweren Krise. Die nächsten Umfragen werden – no na – desaströs sein. Das sagt Babler auch selbst. "Die SPÖ liegt gerade ziemlich am Boden."
Aber die SPÖ wird zurückkommen. Babler ist für seine Gegner sicher eine Provokation. Aber er schärft die Konturen der SPÖ. Ökonomisch ist er eindeutig für mehr Staat (das war Doskozil übrigens auch), und in der Flüchtlingsfrage vertritt er eine klare Willkommensposition. Zudem ist er authentisch und emphatisch. Eigenschaften, für die andere Politiker viele Berater engagieren. Und nicht zu vergessen: Eine Regierungsbeteiligung will er nur eingehen, wenn eine Vermögenssteuer kommt. Das ist riskant.
Denn es ist unwahrscheinlich, dass damit eine Regierung mit ÖVP oder Neos realistisch ist. Nur: Babler signalisiert damit, dass er nicht bereit ist, für aus seiner Sicht faule Kompromisse eine Regierungskoalition einzugehen. Das wird die eigene Basis mobilisieren. Wie überhaupt Babler im parteiinternen Kampf um den Vorsitz bewiesen hat, dass er die Menschen begeistern kann.
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Wer Konturen hat, ist natürlich angreifbarer: FPÖ und ÖVP sehen Babler vorerst einmal als Glücksfall. Weil er als Feindbild besser taugt als Doskozil. Für die Grünen (und Kommunisten) ist er eine schlechte Botschaft, weil die SPÖ nun (erfolgreich) in ihrem Wähler-Reservoire fischen wird. Doch zunächst muss Babler den parteiinternen Scherbenhaufen zusammenräumen. Der Rebell muss jetzt managen und seinen „Apparat“, wie er es nennt, auf Vordermann bringen.
Den ordentlichen Parteitag, der für nächstes Jahr geplant war, wird er vorziehen. Vorher sollte Babler seine Lehren aus Marx ziehen. Denn wie sagte Groucho Marx: „Politik ist die Kunst, nach Ärger zu suchen, ihn zu finden, ihn inkorrekt zu diagnostizieren und die falsche Behandlung zu verschreiben.“
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