Genosse Andi: Arbeiterkind, linke Partei-Hoffnung und nun SPÖ-Star

Hoch der 1. Mai: 2020 kletterte Andreas Babler auf den 89 Meter hohen Schlot der Semperit. Dazu erklang die Internationale
„Andi? Das ist ein sehr wichtiger Mann“ – wie wichtig, das konnte der Babler-Fan, der am 1. Mai am Traiskirchner Hauptplatz mit Hunderten anderen den Tag der Arbeit (und seinen Bürgermeister) feierte, wohl kaum ahnen. Seit Montag ist „der Andi“ ein ganz wichtiger – ganz offiziell. Aus dem „Teelichterl“ SPÖ wolle er wieder eine „Flamme“ machen, betonte Babler damals. Etwas mehr als einen Monat später ist sein Licht endgültig aufgegangen.
Parteihoffnung oder Partei-Rebell, immer mit dem Zusatz „links“ versehen, sind Bezeichnungen, die oft fallen. „Genosse Rampensau“ betitelte ihn der Falter im Zuge der Flüchtlingskrise 2015. Der am 25. Februar 1973 geborene Sohn einer Traiskirchner Arbeiterfamilie verstand es immer, sich in Szene zu setzen. Das Handy ist der ständige Begleiter, Auftritte in sozialen Medien gehören seit Jahren zum politischen Alltag. Auf Twitter ist man immer live dabei, beim Andi.
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„Andi ist cool“, meint Karin Blum, die Frau an seiner Seite
Mit 16 ging Babler zur Sozialistischen Jugend, 1995 ist er Gemeinderat in Traiskirchen, seit 2014 Bürgermeister. Dabei trat er in große Fußspuren. Denn sein Vorgänger in der heute rund 20.000 Einwohner großen Stadt im Bezirk Baden war Friedrich „Fritz“ Knotzer: als SPÖ-Landesrat in der niederösterreichischen Politik kein Leichtgewicht, in seiner Gemeinde Stadtkaiser mit satter absoluter Mehrheit.
Doch der „Lehrbub“ holte gleich 2015 bei der Gemeinderatswahl 73 Prozent, 2020 wieder 71. Bei der Landtagswahl 2023 erreichte die SPÖ in Traiskirchen knapp 47 Prozent. Entgegen einem tiefblauen Trend in einer Stadt, deren Name europaweit mit Flüchtlingen verbunden wird.
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Sich angesichts eines ständig überfüllten Flüchtlingslagers mitten in der Stadt für eine „Willkommenskultur“ von Menschen in Not einzusetzen und damit erfolgreich zu sein, ist wohl einzigartig. „Er ist ein Menschenfreund, und zwar für alle“, würdigte ihn jüngst Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe, die Babler den „Social Spirit Award“ verlieh. Als Bürgermeister zum Angreifen, der auf die „von unten“ nicht vergisst, würdigte ihn Wiens Alt-Bürgermeister Michael Häupl.
Dass er „von unten“ kommt und sich für die „unten“ einsetzt, betonte er, im betonten Dialekt, im Werben um den SPÖ-Chefsessel oft. „Wir sind keine Bittsteller“. In Traiskirchen praktiziert er das. Von der Gemeinde gibt’s Goodies vom kostenlosen Essen im Kindergarten über ein Gratis-Schulpaket bis zum geschenkten Klimaticket.
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Je nach Einkommen. Leisten kann sich das die Stadt dank vieler Steuereinnahmen, obwohl die Semperit, und das war in Traiskirchen DIE Semperit, 2009 zusperrte. Dass Babler 2020 am 1. Mai auf den Semperit-Schlot kletterte und dazu die Internationale erklang, mag auch einiges sagen. Dass er „die EU nicht leiwand“ findet oder sich als Marxist bezeichnete, kam weniger gut an. Wie auch, dass er 2016 neben seinen Bezügen als Stadtchef auch als Angestellter der Stadt ein Gehalt kassierte. Das stellte er ab, sein Gehalt als Bundesrat spendet er.
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„Ich kann sagen, dass ich mit unserem nächsten Bundeskanzler per Du bin“, meinte ein Traiskirchner am 1. Mai. Mit dem kommenden SPÖ-Chef ist er es jetzt jedenfalls.
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