Der Wunsch des roten Wiener Bürgermeisters fand allerdings im Bundesparteivorstand keine Mehrheit, weswegen nun doch der Sonderparteitag der Schlussstrich unter eine endlose Führungsdebatte sein wird.
Interessant ist, dass auch die Niederösterreicher, die eigentlich die rote Heimat für Babler sein müssten, gegen eine weitere Mitgliederbefragung stimmten. Sven Hergovich und sein Landesgeschäftsführer Wolfgang Zwander waren am Montag überhaupt dafür gewesen, für den Sonderparteitag nur Hans Peter Doskozil vorzuschlagen.
Zitat aus einer Aussendung: „Das Ergebnis der SPÖ-Mitgliederbefragung ist ein klarer Auftrag, auf dem Bundesparteitag am 3. Juni in Linz den stimmenstärksten Kandidaten Hans Peter Doskozil zum neuen Vorsitzenden der SPÖ zu wählen.“ Bei der Mitgliederbefragung war Hans Peter Doskozil als Sieger hervorgegangen. Andreas Babler war Zweiter, Pamela Rendi-Wagner Dritte. Alle aber nur durch wenige Prozente voneinander getrennt.
Beim Parteitag in Linz wird den Niederösterreichern eine wichtige Rolle zukommen. Sie stellen hinter Wien die zweitmeisten Delegierten. Und in der Parteizentrale in St. Pölten ist man überzeugt, dass diese Delegierten größtenteils für Hans Peter Doskozil stimmen werden. „Im Landespräsidium stehen alle hinter ihm“, sagt ein Funktionär zum KURIER.
Das dürfte nicht nur für die Delegierten der Landespartei, sondern auch für die Vertreter der niederösterreichischen Gewerkschafter gelten, wie zu erfahren war. Auch da tendiert man eher zum burgenländischen Landeshauptmann als neuen Parteivorsitzenden.
Dabei kommt Babler aus einer für die Sozialdemokratie wichtigen Stadt. Sein Vorgänger war Fritz Knotzer, der auch in der Landespartei - eine Zeitlang als Landerat - eine wichtige Rolle gespielt. Und in Traiskirchen regiert der SPÖ-Kandidat mit einer deutlichen absoluten Mehrheit. Reaktionen aus Bevölkerung zeigen auch, warum er dort so beliebt ist. In der Parteizentrale in der Landeshauptstadt St. Pölten sieht das aber anders aus.
Für die neue Parteiführung in St. Pölten dürfte es auch sehr wichtig sein, dass am Sonderparteitag trotz der Kampfabstimmung nicht allzu viel innerparteiliches Porzellan zerschlagen wird. Immerhin findet wenige Tage danach am 24. Juni der Landesparteitag statt, bei dem Sven Hergovich von den Delegierten als Landesparteivorsitzender bestätigt werden muss. Und dort wird auch Andreas Babler seinen Auftritt haben, ob als SPÖ-Vorsitzender oder "nur" als Bundesrat und Bürgermeister.
Kommentare