So ist zu erklären, warum Muchitsch via Standard öffentlich gefordert hat, es dürfe am Parteitag keine Untergriffe und schon gar keine „Zerfleischung“ geben. Und in kleiner Runde erinnert der angehende FSG-Chef mit Beharrlichkeit daran, dass der Parteitag das Bild sei, das man als SPÖ nach außen gegenüber den Wählern abgebe. „Dementsprechend sollten sich die Delegierten verhalten – und zwar alle.“
Damit der Parteitag in Linz genau nicht in die von manchem befürchtete „Zerfleischung“ mündet, wurde von verbindenden Kräften in der Partei eine Art „Drehbuch“ erstellt. Dieses soll sicherstellen, dass der Beschluss, den die 609 Delegierten fällen, mit einem einigenden Bild schließt.
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45 Minuten
Eine der zentralen Fragen ist die der Redezeit: Entgegen anderslautenden Plänen wird beiden Bewerbern – Babler wie Doskozil – nun jede Menge Redezeit, nämlich jeweils eine Dreiviertelstunde, eingeräumt, damit sie für die eigenen Ideen und die Führung der SPÖ werben können. So eine Redezeit fordert auch der Burgenländer Berthold Felber, der seit Monaten darum kämpft, ebenfalls als Kandidat antreten zu können. Ein Mail aus der Bundesparteizentrale, in dem das grundsätzlich für möglich gehalten wird, gibt ihm Hoffnung, am Samstag ebenfalls zur Wahl zu stehen.
Die Gefahr, dass die Referate samt der folgenden Delegiertendiskussion zu einem Endlos-Parteitag ausufern und dass – wie beim letzten Mal – ein überfallsartiger Abbruch droht, weil Delegierte Züge in die Bundesländer erreichen müssen, soll mit einer Redezeit-Regel verhindert werden: Pro Delegiertem sind drei Minuten vorgesehen. Bei 40 Wortmeldungen wären das immerhin zwei Stunden Debatte. Und das alles, so hofft die Bundesparteizentrale, könnte – inklusive der Kandidatenreferate, Schlussworte und allem – schon bis 16 Uhr erledigt sein.
Schlüsselmoment
Als Schlüsselmoment definieren die Vermittler die Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses. Da haben sowohl Babler als auch Doskozil Muchitsch informell zugesagt, das Wahlergebnis nicht nur einfach anzuerkennen, sondern dem Sieger auch ihre Unterstützung zuzusagen – selbst für den Fall, dass der Gewinner mit 50,1 Prozent obsiegt.
Als Zeichen des guten Willens, man könnte auch sagen, als zartes Friedenssignal, hat Doskozil am Donnerstag via Facebook erneut zugesagt, er werde sich um die „nötige Einheit“ der Partei bemühen: „Sollte ich beim Parteitag das Vertrauen bekommen, wird meine erste Aufgabe sein, für das nötige Miteinander in dieser Vielfalt zu sorgen.“
Machtrituale
Für die erste Frau an der Spitze der Partei kommen derlei Ansagen freilich zu spät. Die scheidende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner hielt am Donnerstag ihre Abschiedsrede im Parlament. Sie warb nicht nur für eine Zusammenarbeit aller Parteien, sondern sprach eindeutig zweideutig auch den Konflikt in ihrer Partei an: „Es braucht ein neues Verständnis von politischer Führungsstärke, das sich nicht nur in der Bewunderung männlicher Machtrituale erschöpft.“
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