Marillenkrapfen locken das ganze Jahr über in den Vitrinen der Bäcker – in den Supermarktregalen stehen wiederum reihenweise Gläser und Becher mit Vanillepudding. So mancher Pudding aus industrieller Herstellung stellt tatsächlich einen chemischen Anschlag auf unseren Gaumen dar, doch sollten wir ehrlich bleiben. Jeder von uns kennt auch schlechte Marillenmarmelade.
Zwar muss man sie suchen, aber es gibt sie: Lieblich schmeckende Dessertcremen mit echter Bourbonvanille, die uns den Abend auf der Couch versüßen und nach Kindheit schmecken. Wir Österreicher verehren Mehlspeisen wie Apfelstrudel, Topfenknödel oder Scheiterhaufen in Kombination mit einer molligen Vanillesauce. Futter für die Seele. Warum also nicht Germgebäck, vulgo Krapfen, mit einer leichten Vanillecreme adeln? In Zeiten, in denen so aufgeregt über Ernährungsphilosophien diskutiert und gestritten wird, sollten wir uns von der Frage Vanille oder Marille nicht den Appetit in der Faschingszeit verderben lassen.
Anita Kattinger ist Redakteurin im Ressort freizeit
Das kulinarische Universum hält wahrlich vieles bereit, das getrennt ist, und dies auch bleiben sollte, zumal die Gründe von bestechender Brillanz sind. Vanille ist ein wunderbares Gewürz, und auch Vanillepudding bewährt sich als Dessert, Krankenkost und oftmalige Kindheitserinnerung gleichermaßen hervorragend.
Der Versuch, diese beiden Unikate zu kombinieren, damit wurde, mit Verlaub, ein veritabler Krapfen gebaut. Ein wortwörtlicher Faschingsscherz ist es, Vanille(pudding)creme in das Germteiggebäck zu füllen. Schlimm genug, dass das saisonale Auftreten des klassischen Faschingskrapfens mit Marillenmarmelade einem Ganzjahreskrapfenbetrieb gewichen ist. Der Vanillekrapfen ist zudem auch noch farblich eine Beleidigung, und selten hat das Schimpfwort „Krapfengesicht“ so gepasst. Hässlich ist damit gemeint, was auch auf die Krapfenoptik blassgelb auf weißlich zutrifft. Argumentationsversuche von Vanillekrapfenliebhabern auf mitunter sattgelbe Farbgebungen laufen hier ins Leere, von Natürlichkeit ist noch weniger zu schmecken.
Apropos Geschmack, der nächste Angriff. Zu intensiv, zu unharmonisch, ja, manchmal zu pampig ist diese Kombination aus picksüßer Fülle und süßlichem Germteig. Was einen Krapfen ausmacht, ist seine Ausgewogenheit, er braucht ein Gegengewicht. Die liefert immer noch Marillenmarmelade. Die richtige, um mit angenehmer Säure und eventuell einem Hauch Rum diesen Konterpart zu setzen.
Ingrid Teufl ist Redakteurin im Ressort Wissen/Gesundheit
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