Echte Faschingskrapfen: Darf Vanillepudding hinein?

Echte Faschingskrapfen: Darf Vanillepudding hinein?
Kulinarische Debatte: Die besten Krapfen sollen frisch duften und flaumig sein. Aber dürfen sie auch mit Vanillecreme gefüllt sein?
Anita Kattinger

Anita Kattinger

Ingrid Teufl

Ingrid Teufl

Zugegeben, für mich gehört das Semmerl mit Marillenmarmelade zum perfekten Sonntagsfrühstück. Eine an den Sommer erinnernde Fruchtexplosion sollte diese sein, eine feine Balance zwischen Süße und Säure. Doch als Kind habe ich auf jeder Faschingsfeier nach den Krapfen mit Vanillepudding Ausschau gehalten. Exotisch wirkten sie damals. Gelbe Tupfer im orangen Meer. Wie eine kulinarische Kinderfantasie, die einmal im Jahr Wirklichkeit werden durfte. Heute sind die Zeiten anders.

Marillenkrapfen locken das ganze Jahr über in den Vitrinen der Bäcker – in den Supermarktregalen stehen wiederum reihenweise Gläser und Becher mit Vanillepudding. So mancher Pudding aus industrieller Herstellung stellt tatsächlich einen chemischen Anschlag auf unseren Gaumen dar, doch sollten wir ehrlich bleiben. Jeder von uns kennt auch schlechte Marillenmarmelade.

Zwar muss man sie suchen, aber es gibt sie: Lieblich schmeckende Dessertcremen mit echter Bourbonvanille, die uns den Abend auf der Couch versüßen und nach Kindheit schmecken. Wir Österreicher verehren Mehlspeisen wie Apfelstrudel, Topfenknödel oder Scheiterhaufen in Kombination mit einer molligen Vanillesauce. Futter für die Seele. Warum also nicht Germgebäck, vulgo Krapfen, mit einer leichten Vanillecreme adeln? In Zeiten, in denen so aufgeregt über Ernährungsphilosophien diskutiert und gestritten wird, sollten wir uns von der Frage Vanille oder Marille nicht den Appetit in der Faschingszeit verderben lassen.

Anita Kattinger ist Redakteurin im Ressort freizeit

Echte Faschingskrapfen: Darf Vanillepudding hinein?

Das kulinarische  Universum hält wahrlich vieles bereit, das getrennt ist, und dies auch bleiben sollte, zumal die Gründe von bestechender Brillanz sind. Vanille ist ein wunderbares Gewürz, und  auch Vanillepudding bewährt sich als Dessert, Krankenkost und oftmalige Kindheitserinnerung gleichermaßen  hervorragend.  

Der Versuch, diese beiden Unikate zu kombinieren, damit wurde, mit Verlaub, ein veritabler Krapfen gebaut. Ein  wortwörtlicher Faschingsscherz ist es, Vanille(pudding)creme in das Germteiggebäck zu füllen.  Schlimm genug, dass das saisonale Auftreten des klassischen Faschingskrapfens mit Marillenmarmelade  einem Ganzjahreskrapfenbetrieb gewichen ist. Der Vanillekrapfen ist zudem auch noch farblich eine Beleidigung, und selten hat das Schimpfwort „Krapfengesicht“ so gepasst. Hässlich ist damit gemeint, was auch auf die Krapfenoptik blassgelb auf weißlich zutrifft. Argumentationsversuche von Vanillekrapfenliebhabern auf mitunter sattgelbe Farbgebungen laufen hier ins Leere, von Natürlichkeit ist  noch weniger zu schmecken. 

Apropos Geschmack, der nächste Angriff. Zu intensiv, zu unharmonisch, ja, manchmal zu pampig ist diese Kombination aus picksüßer Fülle und süßlichem Germteig. Was einen Krapfen ausmacht, ist seine Ausgewogenheit, er braucht ein Gegengewicht. Die liefert immer noch Marillenmarmelade. Die richtige, um mit angenehmer Säure und eventuell einem Hauch Rum diesen Konterpart zu setzen.

Ingrid Teufl ist Redakteurin im Ressort Wissen/Gesundheit

Echte Faschingskrapfen: Darf Vanillepudding hinein?

Kommentare