Wo sich Obdachlose nicht auf die lange Bank schieben dürfen
Die Stadtregierung hat es gerne schön. Und was nicht schön ist, wird schön gemacht. Das war bei der Copa Cagrana und beim Cobenzl so und das wird auch beim Praterstern so sein. Der „Schandfleck“ (Wiederkehr 2018) soll zu einer „Wohlfühlanlage“ (Sima 2021) werden. Dafür werden Bäume gepflanzt, ein Grüngürtel angelegt, ein Wasserspiel installiert, ein Restaurant eröffnet. Und: Randgruppen verdrängt.
Diesen Vorwurf mussten sich vor vier Jahren Michael Ludwig (damals Wiener SPÖ-Chef und noch nicht Bürgermeister) und Ulli Sima (damals Öffi-Stadträtin) gefallen lassen, als sie ein Alkoholverbot für den Praterstern verhängten.
Die Aufregung war groß. Nicht nur wegen des Vorwurfs der Verdrängung an sich, sondern auch, weil sich jene, die am Praterstern tranken, ins umliegende Wohngebiet verzogen, was wiederum die Anrainerinnen und Anrainer verunsicherte und den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern die Versorgung dieser Menschen deutlich erschwerte.
In dieses Fahrwasser will man bei der Umgestaltung nicht kommen. Nachdem die Caritas kritisierte, dass die Sitzsteine für ältere, behinderte und obdachlose Menschen nicht zum Ausruhen geeignet seien, erklären nun die Architekten, bei der Planung besonders inklusiv vorgegangen zu sein. Die Steine seien „zusätzliche Sitzgelegenheiten“. Zusätzlich zu den 30 Sitzplätzen auf breiten Hockern und den 132 auf den „Pratoiden“ – das sind die Sitzbänke rund um die neuen Bäume.
Nur: Am gesamten neuen Praterstern ist keine einzige gerade, längere Bank geplant. Alle Sitzmöglichkeiten sind rund oder oval, es gibt keine durchgängigen Sitzflächen ohne Lehnen, auf denen man auch liegen könnte. Wer so plant, erweckt unweigerlich den Eindruck, Randgruppen von dort zu verdrängen, wo es schön sein soll. Und das, das ist ziemlich unschön.
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