Wien – Stadt der skurrilen WC-Anlagen

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Diese Stadt und ihre Klos, das ist eine besondere Geschichte.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Zehn Jahre ist es her, als ein Klo in dieser Stadt die Gemüter erregte. Es war die Jugendstil-Toilette im Türkenschanzpark. 1911 errichtet und denkmalgeschützt, rostete das versperrte Klo vor sich hin, weil sich der Bezirk die knapp 300.000 Euro teure Sanierung nicht leisten konnte (oder wollte).

Initiativen wollten das WC retten, man begab sich auf die Suche nach einem neuen Ort für das Örtchen, glaubte, ihn am Otto-Wagner-Areal gefunden zu haben, was sich als nicht praktikabel herausstellte, und renovierte das WC dann doch.

Der Einsatz für das Klo liegt nicht nur am Denkmalschutz. Seit Jahren sinkt die Zahl der öffentlichen WCs in der Stadt. Deshalb liegen die Bezirke in unregelmäßigen Abständen mit der zuständigen MA48 im Clinch.

Denn der sind Errichtung und Betrieb vieler Anlagen zu teuer. Man fördert lieber Gastronomen, die bereit sind, ihr WC auch für Gäste, die nichts konsumieren, zu öffnen.

Für jene, die konsumieren, öffnet sich mit dem Gang auf die Toilette dafür mancherorts ein Tor zu einer anderen, gar rätselhaften Welt. Eine Welt, in der Klos in einem kompletten Stilbruch mit dem sonstigen Interieur stehen (Café Alt Wien), in der Klotüren durchsichtig sind und erst beim Betreten uneinsehbar werden (Café Diglas), in der Wasserhähne wie Skulpturen ausschauen und für deren Bedienung ein abgeschlossenes Studium kein Nachteil ist (Freiraum).

Seit voriger Woche ist die Stadt um ein skurriles Klo reicher. Es ist Loopi, das Pflanzen-Urinal. Loopi ist eine mobile Unisex-Toilette mit begrünter Außenwand, die nun im Esterházypark steht.

Über diese Pflanzenwand wird Loopis Abwasser gereinigt und für die Spülung wiederverwendet. Aber Achtung, Loopi ist für das große Geschäft ungeeignet. Was passiert, wenn es doch pressiert, ist nicht überliefert.

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