Was die Pschorngasse mit dem Lueger-Denkmal zu tun hat

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In Wien stellt man gern einmal etwas wo dazu.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Karl Pschorn (1885–1945). Hauptschuldirektor und Mundartdichter. Erhielt 1931 den Österreichischen Lyrikerpreis. Seit 1932 NSDAP-Mitglied. Fachberater für das Mundartschrifttum der NS-Reichsschrifttumskammer.

Das steht auf der Zusatztafel des Schilds der Pschorngasse in Ottakring. Ein Foto davon teilte jüngst der bildende Künstler Eduard Freudmann auf Twitter.

2011 berief die Stadt eine Historiker-Kommission ein. Sie suchte Rat, wie mit den sogenannten belasteten Straßennamen – dabei ging es vor allem um jene, die Personen der NS-Zeit würdigen – umgegangen werden soll , weil immer wieder Kritik daran laut wurde.

Die Kommission teilte die Straßennamen also in Kategorien ein, die Pschorngasse bewertete sie als „Fall mit intensivem Diskussionsbedarf“. Und die Stadt brachte die erwähnte Zusatztafel an.

Der Umgang mit dem Lueger-Denkmal am Stubenring ist ähnlich. Weil die Kritik laut wurde, beauftragte die Stadt die Kontextualisierung des Denkmals.

Am Mittwoch wurde die Installation des Künstler-Duos Nicole Six und Paul Petritsch präsentiert. Die Umrisslinien von 16 Luger-Artefakten im Stadtgebiet (Büsten, Tafeln) stehen nun in Originalgröße vor dem in Bronze gegossenen Lueger. Die quietschbunte Ansammlung soll auf die „dunklen Seiten“ Luegers hinweisen. (Übrigens ohne Hinweis auf dessen Antisemitismus.)

Wie erwartet, wird die Installation verrissen. Von Künstlern, von der jüdischen Hochschülerschaft. Und wie erwartet, hat die Kulturstadträtin jetzt ihre Ausrede parat. Die „Freiheit der Kunst“, auf die sie sich vorab berufen hat, weil sie sich nicht traut, das Denkmal zu demontieren.

Aber Nazis und Antisemiten lediglich etwas dazuzustellen, das reicht nicht. Wie absurd es ist, wenn man es trotzdem macht, zeigt die Zusatztafel zur Pschorngasse ja ganz deutlich.

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