Leser im Beichtstuhl: Wer früher B sagte, wurde ausgelacht

Leser im Beichtstuhl: Wer früher B sagte, wurde ausgelacht
Über das gestiegene Selbstbewusstsein der Burgenländerinnen und Burgenländer.
Michael Pekovics

Michael Pekovics

Rot. Als Kolumnist bin ich es ja gewohnt, Leserbriefe zu bekommen. Dass sich diese aber als Beichte präsentieren, ist dann doch eher ungewöhnlich. So schrieb mir unlängst einer meiner treuesten Leser, wie sehr er sich denn früher geschämt habe, wenn in lustiger Runde Witze über Burgenländer gemacht wurden. Etwa einmal bei einem kabarettistischen Heurigenabend mit den Spitzbuben in Wien. Die fragten damals nämlich von der Bühne herab, ob denn Burgenländer im Publikum wären, und dass diese doch aufstehen mögen.

Goldenes. Mein Leser blieb sitzen, ebenso die Scham auf seinem Gemüt. Die sitzt dort bis heute, wenn auch in anderer Form: Heute ist es nicht mehr die Scham der Herkunft, sondern jene über sein damaliges Verhalten, beschrieben als „ehemalige Identitätsschwäche als Burgenländer“. Dass diese im Lauf der Jahre einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein gewichen ist, hat mit den Erfahrungen des Mannes zu tun: Denn im weiteren Verlauf seines Lebens seien die Burgenländer von anderen Österreichern meist als „unaufdringlich und verlässlich, aber etwas verschlossen“ beschrieben worden. Insgesamt also ein positives Feedback.

Land. Mit den Menschen ist also auch das Land selbstbewusster geworden – oder umgekehrt. Vom immer besser werdenden Image der Burgenländer können die Menschen anderer Bundesländer nur träumen. Allen voran die Wiener. Denen dürfte es übrigens ziemlich egal sein, dass sie in anderen Bundesländern wenig bis gar nicht gemocht werden – klassisches Hauptstadtsyndrom vermutlich.

Und jetzt wart ich mal, ob dazu auch Leserbriefe von Wienern kommen ...

KURIER-Redakteur Michael Pekovics kommentiert

Michael Pekovics ist Teamleiter des KURIERs im Burgenland.

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