Frühlingsbeginn, Norouz und: Frohes neues Jahr!

Frühlingsbeginn, Norouz und: Frohes neues Jahr!
Heute ist ein ganz besonderer Tag. Vom Neubeginn und vom Ende, das nicht umsonst gewesen sein soll.
Laila Docekal

Laila Docekal

Heute Abend exakt um 22:24 Uhr beginnt ein neues Jahr. Nicht nur im Kalender der Iraner und mancher anderer Länder im Orient, sondern auch in der Natur: Es ist astronomischer Frühlingsbeginn.

Schätzungen zufolge feiern heute 300 Millionen Menschen weltweit gleichzeitig Norouz, was wörtlich übersetzt „neuer Tag“ bedeutet – dieses ohnehin symbolträchtige Fest gewinnt im Lichte der noch immer schwelenden und immer wieder aufkochenden Revolutionsbewegung im Iran zusätzlich an Bedeutung. Nicht zuletzt ist es den Mullahs ein Dorn im Auge, weil es kein islamisches Fest ist, sondern schon seit mindestens 2.500 Jahren gefeiert wird – also deutlich länger als es den Islam gibt. Es ist eines der ältesten Feste der Welt.

Traditionell wird in der Nacht zum Mittwoch vor Norouz das Feuerfest „Tschaharshanbe-Suri“ gefeiert. Im ganzen Land tanzen Menschen um Lagerfeuer und springen über die Flammen, um sich vom alten Jahr zu reinigen. Das Licht des Feuers symbolisiert das Gute, das die Dunkelheit der kalten Jahreszeit besiegt und somit das Böse vertreibt. Dabei wird ein Vers gerufen: „Das Rot (Gesundheit) in dir für mich, das Gelbe (Krankheit) in mir für dich!“ Dieses Jahr fanden so manche Mullah-Püppchen den Weg ins Feuer.

Am Donnerstag vor Norouz werden die Toten besucht – und dieses Jahr sah man besonders viele Tränen auf den Friedhöfen. Mütter und Väter, die um ihre Kinder weinten, die bei den Protesten erschlagen oder erschossen worden waren. Der Vater des erhängten Karate-Meisters Mohammad Mehdi Karami pflanzte einen Baum auf dem Grab seines Sohnes und einen auf dem Grab seines „adoptierten“ Sohnes Mohammad Hosseini, der keine Familie mehr hatte und im selben Morgengrauen an einem Kran aufgehängt worden war.

Norouz ist ein Fest der Freude auf das Neue, das Wiedererwachen der Natur. Dieses Jahr wird es begleitet von den Gesichtern der vielen jungen Opfer, die ihr Leben nicht umsonst gegeben haben sollen.

laila.docekal@kurier.at

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