Jetzt tragen sogar schon die Männer Kopftuch?!
Jetzt war ich drei Wochen auf Urlaub und konnte mir nicht verkneifen, trotzdem zu verfolgen, was sich beim Freiheitskampf der Iraner tut. Da könnte ich Ihnen jetzt von leeren Stühlen bei den Feiern zum Jahrestag der Islamischen Revolution erzählen und von Polizisten, die mit ihren Familien zur Teilnahme genötigt wurden. Oder von politischen Gefangenen, die als muskelbepackte Profi-Bodybuilder festgenommen und als querschnittgelähmte halbe Portion entlassen wurden.
Stattdessen erzähle ich Ihnen lieber eine lustige Geschichte über iranische Apotheker. Sie beginnt allerdings etwas ernst – ganz ohne geht’s nicht.
Apotheker hatten es in den sechs Monaten seit Beginn der Revolutionsbewegung nämlich alles andere als leicht. Demonstranten, die bei den Protesten verletzt oder gar angeschossen werden, können nicht ins Krankenhaus – denn dort warten Wachleute und befördern die Menschen (unbehandelt) ins nächste Gefängnis. Ärzten ist es verboten, verletzte Protest-Teilnehmer zu behandeln. Wer das dennoch tut, wandert ebenso ins Gefängnis – meist nicht verletzungsfrei.
Damit bleiben die Apotheker als letzte Anlaufstelle, um sich medizinisch zu versorgen. Auch hier gibt es natürlich Verbote. Allerdings lässt sich das nicht so einfach überwachen, wohin Verbandsmaterial und Antibiotika wandern.
Nun sind die Iranerinnen so renitent, dass sie trotz Gewalt- und Gefängnisdrohungen ohne Kopftuch rausgehen. Unlängst haben Apothekerinnen ohne Kopftuch sogar aggressiv schimpfende Geistliche hinauskomplimentiert. Daraufhin gab es eine offizielle Anweisung, dass sie während der Arbeit die Hijab-Pflicht einzuhalten haben. Aus Solidarität setzen sich nun die männlichen Apotheker auch einen Hijab auf. Dafür gibt’s kein Verbot. Vorerst.
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