Freunde über den Tod hinaus

Freundschaft, was bedeutet das eigentlich? Wie weit ist man bereit, für gute Freunde zu gehen? Die Geschichte dieser zwei Freunde im Iran lässt einen nicht mehr los.
Laila Docekal

Laila Docekal

Es sind mehr als 130 Tage seit Beginn der Revolution im Iran vergangen und an jedem dieser Tage werden Schicksale von Menschen in den sozialen Medien publik, die sich gegen das Regime auflehnen. Manche versetzen einen schmerzhaften Stich angesichts des Mutes und des Leids, die dieser Tage allgegenwärtig sind. Andere lassen einen nicht mehr los.

So wie die Geschichte der beiden Freunde Mohammad Hassanzadeh und Schahriar Mohammadi aus Bukan in der Provinz West Aserbaidschan. Sie hatten an den Aufständen teilgenommen, als Mohammad durch Schüsse der Regimeschergen tödlich getroffen wurde. Nun ist es im Iran derzeit so, dass Tote bei Protesten vom Regime möglichst entführt und irgendwo verscharrt werden. In erster Linie deshalb, um große Trauerveranstaltungen und daraus resultierende Demos zu verhindern. Das Regime will keine Märtyrer, die für die Freiheit gestorben sind. Es weiß, dass jede Totenfeier die Revolution noch mehr befeuert. Immerhin hat es seine Macht selbst auf dem Totenkult für die eigenen Märtyrer aufgebaut.

Zurück zu den Freunden. Schahriar rettete also den toten Mohammad vor den Fängen des Regimes. Er brachte ihn mit Hilfe von anderen nach Hause und wachte dort die ganze Nacht neben dem Leichnam seines besten Freundes, damit dieser verabschiedet werden kann und ein richtiges Grab bekommt. Am nächsten Morgen übergab er die Leiche der Familie und ging wieder auf die Straße, um für die Freiheit der Menschen einzustehen.

Dort wurde auch er von Beamten erschossen. Ob sein Leichnam gerettet werden konnte, ist nicht bekannt.

Bei der Beerdigung von Mohammad berichtete sein Vater von der letzten Nachricht seines Sohnes: „Vielleicht ist das heute die letzte Nacht meines Lebens, aber dann sind wir für das Glück des Iran gegangen.“

laila.docekal@kurier.at

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