Ich bin eine freie Frau
Studien zufolge braucht es etwa acht Anläufe, um sich aus einer psychisch oder physisch gewalttätigen Beziehung zu lösen. Im Schnitt. Typische Anzeichen für so eine Partnerschaft sind z. B. die systematische Abwertung des Opfers – durch Beleidigung oder Demütigung etwa. Bei Übergriffen dreht der Täter den Spieß um und stellt sich selbst als Opfer hin. Das Selbstvertrauen wird permanent attackiert, um das Opfer abhängig zu machen und abzuschotten.
Nichts anderes verfolgt die Islamische Republik seit der Revolution 1979 bei den iranischen Frauen. Die Mullahs geben nach außen hin vor, Frauen auf Augenhöhe zu behandeln. Kopftuch und Sittenregeln, wie das Verbot öffentlich zu singen und zu tanzen, seien nur zum Schutz aller. Frauen, die ihr Haar zeigen und ihre Reize offen zur Schau stellen (z. B. bei einer Party), gelten als „Huren“ und würden die armen, willenlosen Männer provozieren. Partys sind verboten. Sogar bei Hochzeiten muss in getrennten Räumen gefeiert werden.
Gleichzeitig entlarvt sich das Mullah-Regime selbst. Einer ihrer Geistlichen verglich Frauen bei einer Predigt etwa mit Nutztieren: Man solle sie wie Rinder oder Schafe für den persönlichen Genuss nutzen und so behandeln.
Schon mit Einführung der Sittenregeln 1979 begehrten die iranischen Frauen dagegen auf – und wurden bei jedem Versuch aus dieser Politik der Misshandlung auszubrechen, brutal niedergeschlagen und noch mehr unterdrückt. Viele sind für diesen Kampf gestorben oder ertragen jahrelange Folter im Gefängnis.
Diesmal ist es anders. Diesmal stehen ihnen die Männer zur Seite. Diesmal dokumentieren sie die Misshandlungen der Politik und Staatsgewalt, statt sie beschämt zu verstecken. Eine meiner Lieblingsparolen, die derzeit auf den Straßen oft gerufen werden, ist daher: „Du bist der schmierige Perverse – ich bin eine freie Frau!“
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