„Der Klang der Augen ist lauter als jeder Schrei“

„Der Klang der Augen ist lauter als jeder Schrei“
Mindestens 1.000 Menschen haben während der Proteste auf den Straßen Irans durch Schrotkugeln zumindest ein Auge verloren.
Laila Docekal

Laila Docekal

Wahre Schönheit lässt sich nicht zerstören. Mindestens 1.000 Menschen haben während der Proteste auf den Straßen Irans durch Schrotkugeln zumindest ein Auge verloren. In den sozialen Medien kursieren Gruppenfotos von Freundeskreisen, in denen mehrere mit Augenklappe oder mit hängendem Lid zu sehen sind. Auch die Psychologin Rahele Amiri (Foto) ist betroffen und macht anderen auf ihrer Instagram-Seite auf typisch persische und poetische Art Mut: „Ich weiß, das Leben ist schwierig geworden. Aber zünde die Wurzel der Hoffnung in deinem Herzen nicht an. Lass sie ergrünen.“ Sie und andere Betroffene schreiben ihrer Profil-Beschreibung: „Der Klang der Augen ist lauter als jeder Schrei.“

Wie viel Unterstützung es für diesen Schrei gibt, hat sich nun das in den Niederlanden ansässige und renommierte Forschungsinstitut Gamaan im Rahmen einer Online-Umfrage mit mehr als 157.000 Iranern im Inland angesehen. Um nicht von der Cyber-Armee des Regimes oder anderen beeinflusst zu werden, wurden spezielle Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Demnach würden 80,9 Prozent der Bevölkerung im Iran heute in einem freien Referendum Nein zur Islamischen Republik sagen. 28,5 Prozent wollen eine Republik mit einem Präsidenten an der Spitze, 22,3 Prozent wünschen sich eine konstitutionelle Monarchie. 67 Prozent glauben an den Erfolg der Revolutionsbewegung.

Interessant war auch der Gegencheck: 15,3 Prozent halten weiter zum Regime – noch weniger, nämlich 14 Prozent, glauben, dass die Wende nicht gelingt.

Zu den nun einäugigen Kämpferinnen für die Freiheit gehört auch Ghazal Ranjkash. Sie schreibt: „Meine Geschichte ist noch unvollendet. Weil ich den Tag, den ich sehen muss, noch nicht gesehen habe. Aber ich weiß, dass er nah ist ... Sehr nah.“

laila.docekal@kurier.at

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