Die Sache mit dem Daumen oder wie aus Schwarzen Grüne werden

Die Sache mit dem Daumen  oder wie aus Schwarzen  Grüne werden
Man sollte doch immer ehrlich sein, oder?

Einmal. Diesen Blick der von Berufs wegen Blumen und Pflanzen liebenden Floristinnen auf meine vor Jahren gestellte Frage werde ich niemals vergessen: Ob sie denn auch etwas für Menschen mit einem „schwarzen Daumen“ hätten, so wie meiner einer einer ist. Denn, so fuhr ich fort, so richtig lang überlebt habe bei mir noch kaum eine Pflanze – mal zu wenig, dann wieder viel zu viel Wasser, die Schwarze-Daumen-Träger unter Ihnen kennen das vielleicht.

Grüner. Die Blicke, die sich die beiden daraufhin zuwarfen, schwankten zwischen „sollen wir jetzt gleich die Polizei rufen“ und „eigentlich ja fast charmant, diese schonungslose Ehrlichkeit“. Ok, zweiteres hab ich mir vermutlich eingebildet oder erhofft. Jedenfalls: Überlebt hat das damals schon leicht angeschlagene Gewächs schlussendlich nicht. Wohl aber konnte ich sein Leben um einige Jahre verlängern, auch wenn es mir mit den Worten „da ist ein Pilz drauf, deshalb kostet es fast nichts, aber schön groß ist es und dekorativ“ überreicht wurde. (Mutmaßlicher gedanklicher Zusatz: „Dann dauert’s länger, bis es gestorben ist.“)

Sein. Und dennoch: Das zum Tode geweihte Gewächs – welcher Gattung es angehörte, wurde mir nie mitgeteilt – weckte in Kombination mit dem Landleben den Ehrgeiz, endlich ein Grüner zu werden. Zumindest am Daumen. Es folgten Hochbeet-Experimente mit Badewannen, Selbstversorger-Parzellen und allerlei Kräuterzeugs. Und heute wuchern in der Wohnung Pflanzen einem Dschungel gleich. Wie die alle heißen, weiß ich zwar noch immer nicht. Aber schauen würden sie, die Floristinnen von damals. Und wie.

KURIER-Redakteur Michael Pekovics kommentiert

Michael Pekovics ist Teamleiter des KURIERs im Burgenland.

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