Die Aida und ihr Cremeschnitten-Skandal in Blassrosa

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Warum Frauen keine Cremeschnitten sind. Und auch keine Zimtschnecken.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Zwei Jahre ohne Cremeschnitte ist eine lange Zeit. Fast so lange war die Aida am Stephansplatz geschlossen, die Auslage verklebt. Manche zweifelten gar daran, dass Wiens berühmteste Kaffeehauskette dort überhaupt wieder eine Filiale aufsperrt.

Sie wurden eines Besseren belehrt.

Seit 25. Oktober ist die Aida am Stephansplatz wieder geöffnet – als eine Art Flagshipstore. Von den Aida-Filialen, wie man sie kennt, hebt sie sich deutlich ab. Die Tische sind nicht mehr weiß, die Bänke und Sessel nicht mehr braun und auch nicht mehr beige. Vorbei ist die Zeit der 1980er-Jahre-Pressspanplatten-Optik.

Die neue Aida ist vor allem rosa. Und Instagram-tauglich.

Die Stühle sind rosa, die Wände sind rosa, die Mehlspeisvitrine ist rosa. Die Stiegen sind rosa, der Terrazzoboden ist rosa. Die Tische sind nicht rosa, dafür sind es die Primeln, die als Deko auf den Tischen stehen. Im Erdgeschoß steht ein rosa Plastik-Kirschbaum, im Stiegenaufgang hängt ein rosa Neon-Aida-Schild.

Ideales Material für Cremeschnitten-Selfies.

Auch das Personal ist an die Farbcodes angepasst. Die Kellner – ganz in Weiß – tragen Kochhauben und sollen wohl so ausschauen, als hätten sie die Torten in der Vitrine höchstselbst gebacken.

Die Kellnerinnen – ganz in Rosa – tragen Faltenröcke, Haarreifen und Söckchen. Nur die T-Shirts, die zur Uniform gehören, sind weiß. Cremeschnitte ist darauf zu lesen. Oder Zimtschnecke.

Die Aida bemüht sich schon länger, cool zu sein und will die Jungen ansprechen. Mit den rosa Oida-Pullis („Oida“ statt „Aida“) ist dem Unternehmen das gelungen. Dass Mitarbeiterinnen 2021 allen Ernstes dienstlich als Cremeschnitte bezeichnet werden, ist aber weder cool noch lustig. Es entwertet die Frauen, die dort arbeiten, es macht sie klein und legitimiert blöde Sprüche.

Oida, Aida.

Wann ist endlich Schluss damit?

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