20 Sorten Kaviar und das Ende des Knarzens

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Es gibt nur eine Sache, die der Meinl am Graben mit anderen Supermärkten gemein hat.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Es war das Knarzen, das ihn so besonders machte. Jeder Schritt auf der alten Holztreppe klang so, als wäre man gerade bei Hatchards in London Bücher einkaufen.

Aber spätestens im Halbstock der Treppe war klar: Es knarzt nicht in der ältesten Buchhandlung Londons, sondern im berühmtesten Delikatessengeschäft Wiens.

Im Halbstock stand in einer Vitrine stets das Teuerste vom Teuersten. Eine Flasche Cognac zum Beispiel – 0,7 Liter um 3.499 Euro.

Die alte Holztreppe aus dem alten Meinl am Graben gibt es im neuen nicht mehr. Sie ist einer goldenen Wendeltreppe gewichen. Und mit ihr die Vitrine. Das Teuerste vom Teuersten muss man nun im ersten Stock erfragen, das Teure steht in einem Kühlschrank ebendort. Wein aus Frankreich zum Beispiel – 0,75 Liter um 3.999 Euro.

Dass der Alkohol jetzt nicht mehr im Erdgeschoß zu finden ist (dafür der Fisch), ist eine der größten Veränderungen nach dem fünfmonatigen Umbau. Neben der neuen Adresse (Graben 19 statt Graben 20), der neuen Farbe (petrol statt rot), der kleineren Fläche (1.600 statt 1.900 Quadratmeter) und dem Aus für Restaurant, Weinbar und Mohr (außer für den an der Fassade).

Ansonsten ist das Einkaufen fast wie vorher: Nach dem Eingang die Kassen, links das Café. Dann Schokolade, Limonade, Marmelade. Hinten Obst und Gemüse: 9 Sorten Erdäpfel, 3 Sorten Bananen, 20 (ungefähr) Sorten Kaviar.

Oben empfängt einen der Wein. Rechts hinten findet man noch immer Käse und Brot, links hinten noch immer Schinken und Fleisch.

Beim Arrangement blieb der neue Meinl dem alten treu. Das ist schlau. Das Mühsamste nach Umbauten im Lieblingssupermarkt sind bekanntlich die 20 Minuten, die man plötzlich umherirrt, weil die Nudeln nicht mehr links hinten stehen.

Aber das ist vermutlich das Einzige, das der Meinl am Graben mit anderen Supermärkten gemein hat.

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