Budget-Krise bis Syrien-Flüchtlinge: In Österreich wird weggeschaut

Budget-Krise bis Syrien-Flüchtlinge: In Österreich wird weggeschaut
"Kannmannixmachen" als österreichische Tugend? Vier Beispiele, warum "schlamperte Verhältnisse" nicht charmant sind.
Martina Salomon

Martina Salomon

Die Deutschen lieben uns Österreicher ja angeblich dafür: Für diesen leichten Schlendrian, der sich in Taten und Sprache ausdrückt. Aber er hat arge Kehrseiten. Siehe das gekippte Budget. Und siehe das Bildungswesen: Autorität und Konsequenz galten ja jahrzehntelang als verdächtig (und anstrengend), selbst Deutschförderklassen wurden kritisiert.

Und so reicht seit geraumer Zeit jede Bildungsinstitution das Problem an die andere weitere, obwohl vom Kindergarten bis zum Schulabschluss sonnenklar ist, dass ein hoher Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen keinerlei Bildungsziele mehr erreicht und oft sogar therapeutischen Bedarf hätte. Das hat mit geistiger Verwahrlosung vieler Familien zu tun, aber auch mit Migration einer zu hohen Zahl bildungsdesinteressierter Menschen.

Womit wir leider schon wieder beim Thema Zuwanderung wären. Hierzulande leben mittlerweile 100.000 Syrer, mehr als die Hälfte davon in Wien. Sie sind heuer die mit Abstand größte Gruppe der Asylwerber gewesen und nach eigenen Angaben vor dem Assad-Regime geflohen. Ihr Asylgrund ist also weggefallen. Daher sollte eigentlich nur noch, wer wirklich selbsterhaltungsfähig ist, via Rot-Weiß-Rot-Karte dableiben dürfen. Wer hingegen nach Jahren weder mental, noch sprachlich, noch beruflich hier angekommen ist, sollte heimkehren. Natürlich ist das keine einfache Übung, weil es vielleicht bereits integrierte Kinder gibt und die Verhältnisse in Syrien unübersichtlich sind. Immerhin wurden die Asylverfahren ausgesetzt, der Innenminister hat ein geordnetes Rückführungsprogramm versprochen. Man wird sehen, ob das nur ein leeres Versprechen ist und man aus Angst vor Medien und NGOs oder wegen laxer Bürokratie wieder mal „Kannmannixmachen“ murmelt.

Ignorante Wurschtigkeit könnte auch das erfolgreiche Wiener Kunstforum ruinieren, das der bisherige Sponsor Unicredit Bank Austria überfallsartig zusperren will. Obwohl Österreich als Kultur- und eigentlich nicht als Fußballnation weltbekannt ist, rettet dieselbe Bank mit einem Schuldenschnitt den Fußballklub Austria, und die Stadt Wien kauft dem Klub das Stadion ab. Während in Sachen Kunstforum derzeit noch niemand ein Ohrwaschel rührt, obwohl es um deutlich weniger Geld geht und alljährlich mehr Besucher zu den Ausstellungen strömen als zu den Bundesliga-Heimspielen der Austria.

„Wir sind in vielen Bereichen aus der Furche geraten“, hat der am Mittwoch verstorbene Hannes Androsch kürzlich in einem KURIER-Interview kritisiert. „Ärmel hochkrempeln, Blockaden und Verhinderungen beseitigen“, hat er zwei Jahre davor empfohlen. Man zweifelt, ob die nächste, sicher mühsame Dreier-Regierung diese Art von Entschlossenheit aufbringen und auch den Schlendrian besiegen kann. Nicht nur beim Budget, auch bei Bildung, Migration und Kultur.

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