Was die mögliche Heimkehr von Syrern für Österreichs Arbeitsmarkt bedeutet
Was wäre, wenn die syrischen Arbeitskräfte wieder nach Hause aufbrechen? Vor allem für Wien? Waren 2002 erst 6.000 syrische Arbeitskräfte in der Bundeshauptstadt beschäftigt, so sind es derzeit mehr als 10.000.
"Das ist nicht nichts", so Katharina Luger, stellvertretende Landesgeschäftsführerin beim AMS Wien. Zum Vergleich: Die größte Ausländergruppe sind die Deutschen mit 34.000 Beschäftigten in Wien.
Was also würde ein möglicher Verlust derartig vieler Arbeitskräfte bedeuten?
„Für den ein oder anderen Betrieb wäre es natürlich ein Verlust, für den Wiener Arbeitsmarkt aber durchaus verkraftbar“, meint Luger.
Eine „Delle“ würde die Rückwanderung jedoch hinterlassen, denn die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen.
Zudem würden viele junge Syrer derzeit in den vom AMS eingerichteten Jugendkollegs Vollzeit-Schulungen und Deutsch-Kurse besuchen, um sie für die Lehre oder Job vorzubereiten.
24.000 in aufrechter Beschäftigung
Österreichweit sind laut AMS-Statistik derzeit rund 24.000 syrische Staatsbürger in einer aufrechten Beschäftigung, 4.000 davon Frauen. Weitere 27.000 sind als arbeitslos vorgemerkt oder in einer Schulung. Dazu kommen etwa 5.000 geringfügig Beschäftigte. Im Branchenvergleich arbeiten die meisten Syrer im Handel, gefolgt vom Dienstleistungssektor, wobei hier die meisten im Tourismus einen Job gefunden haben. Viele arbeiten in prekären Jobs als Leiharbeiter, Fahrradbote oder Zusteller – zusammengefasst in der Gruppe der „wirtschaftlichen Dienstleistungen“.
Schwierige Vermittlung
Die Vermittlung von syrischen Arbeitskräften dürfte durch die allgemeine Verunsicherung, wie es nun weitergeht, noch schwieriger werden, als es ohnehin schon ist. Firmen stellen niemanden ein, bei dem nicht klar ist, wie lange die Person noch im Lande bleibt. „Dieser Schwebezustand ist für niemanden hilfreich“, ergänzt Luger. Auch für das AMS ist noch völlig unklar, wie viele Arbeitslose nun bleiben werden und wie viele überhaupt noch dazukommen werden.
Die Job-Integration der Syrer war nach der ersten Flüchtlingswelle 2015 leichter, heißt es beim AMS. Damals kamen auch viele höher Qualifizierte nach Österreich, während zuletzt vor allem Menschen aus den Flüchtlingslagern in der Türkei hierzulande um Asyl ansuchten. „Es dauert in der Regel zwei bis fünf Jahre bis Geflüchtete in den Arbeitsmarkt kommen“, erläutert Luger. Größte Hürden seien neben fehlenden fachlichen Qualifikationen die Sprachkenntnisse.
Situation in Deutschland
In Deutschland sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit knapp 223.000 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Hinzu kommen 65.000 Minijobber. Das entspricht einer Beschäftigungsquote von 51,9 Prozent bei Männern und 18,9 Prozent bei Frauen.
Anders als in Österreich sind die meisten im Sektor „Verkehr, Logistik, Sicherheit“ beschäftigt. 44 Prozent der Arbeitskräfte sind ungelernte oder angelernte Hilfskräfte – mehr als die Hälfte haben eine Facharbeiter - oder höhere Ausbildung. Immerhin rund 5.000 Mediziner aus Syrien arbeiten in Deutschland.
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