Das Attentat auf den Republikaner bescherte Trump zusätzlich noch ein paar Solidaritäts- und Unterstützungspunkte. Angesichts dieses Nachhinkens hatte selbst die bisher so wenig geliebte US-Vizepräsidentin Kamala Harris in Umfragen neuerdings bessere Aussichten als ihr Chef Biden.
Wenn es um die Präsidentschaft der größten Wirtschaftsmacht der Welt geht, wenn Hunderte und Hunderte Milliarden Dollar an Finanzkraft auf dem Spiel stehen – dann entscheidet auch ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat nicht mehr alleine.
Schon gar nicht ein 81-jähriger, offensichtlich zur Uneinsichtigkeit neigender Altpolitiker, der längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit agiert. Hätte Biden im Herbst bei den Wahlen gegen Trump verloren, und danach sah alles aus, hätte er auch unzählige demokratische Senatoren und Abgeordnete mit in die Niederlage gerissen. Hunderte Millionen an Spendengeldern wären verloren gegangen – schließlich waren es jetzt vor allem die großen Geldgeber, die Druck machten und die Reißleine zogen: Ein agilerer, frischerer Kandidat oder Kandidatin muss her.
Biden schlägt Harris vor
Das wird nun nach dem Wunsch des abgehenden Präsidenten seine Stellvertreterin Kamala Harris sein. Dass die 59-jährig ehemalige, superharte Generalstaatsanwältin von Kalifornien das Zeug und den Mumm hat, es mit Trump aufzunehmen, müssten ihr die amerikanischen Wähler erst noch ernsthaft abnehmen. Zu wenig sichtbar war sie die längste Zeit, zu wenig spürbar.
Was ihr bisher in der Wählerwahrnehmung zum Nachteil gereichte – sie ist schwarz, sie ist eine Frau – dürfte es ihr auch in Zukunft nicht leichter machen. Aber chancenlos wäre Harris nicht – sollte sie denn beim Parteitag der Demokraten auch noch offiziell als Präsidentschaftskandidatin bestätigt werden.
Denn das wichtigste Wahlmotiv in den USA ist, abgesehen von den Stammwählern beider Parteien, ohnehin ein ganz anderes: „Der Andere“ darf nicht gewinnen. Wenn es nun also darum geht, Trump am Siegen zu hindern, haben Amerikas demokratische Wähler jetzt zumindest wieder die Gewissheit: Es gibt wieder Chancen .
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