Vergangenen Sonntag verfolgten sie das Derby in Wien-Hütteldorf abermals von der neutralen Tribüne aus und rannten nach Schlusspfiff vor den Leuchtraketen aus dem Austria-Sektor davon. „Warum setzt du mich so einer Gefahr aus“, fragte Viktor seinen Vater danach. „Weil ich damit nicht gerechnet habe“, so die ehrliche Antwort. Der Vater kann dem Sohn einfach nicht plausibel erklären, warum Wiener Derbys so oft ein derartig gefährliches Ende nehmen müssen.
Beispiele wie dieses gibt es zur Genüge, wo fußballbegeisterte Eltern mit ihren fußballbegeisterten Kindern aus Gründen der Sicherheit auf einen Derby-Besuch verzichten, weil man nicht einmal mehr im Familiensektor mit einem Wohlgefühl das Spiel der Spiele in der Hauptstadt verfolgen kann. Gleich ob in Favoriten oder Hütteldorf. Zu erkennen ist auf beiden Seiten auch der immerselbe Reflex mit den einleitenden Worten „Wir verurteilen dies und jenes, aber ...“.
Ende der Diskussion
Spätestens da endet jede vernünftige Diskussion, weil es den beteiligten Parteien viel zu oft nur um Schuldzuweisungen, Verharmlosungen, Rechtfertigungen oder Relativierung geht. Ganz nach dem Motto: Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei? Denn es geht mittlerweile um etwas Größeres als um die Detailfrage, wer wann wie und warum begonnen hat. Die Vergangenheit zeigt, dass dies ohnehin alternierend geschieht. Und Vergleiche mit der weiter entfernten Vergangenheit, in der es auch viele Schlägereien gab, führen ebenfalls ins Leere.
Grundsätzlich sind Verhalten und Handlungen von sogenannten Fans und der Vereine zu hinterfragen. Schuld tragen sie alle. Rapidler und Austrianer, Anhänger wie Verantwortliche, Fanbeauftragte wie auch die Polizei. Die ortete am Tag danach die Schuld beim Heimverein und dessen Ordnerdienst. In der offiziellen Aussendung fehlte aber ein Satz, der zuvor noch auf X gepostet worden war. „Da die Vorfälle erst nach dem Schlusspfiff begannen, befand sich ein großer Teil des Kräftekontingents bereits vor der Veranstaltungsstätte.“ Als wäre es tatsächlich eine Überraschung gewesen, dass ein Derby in Wien oft eine gefährliche dritte Halbzeit hat. Allesamt sind sie somit gescheitert.
Wer jetzt noch immer mit dem Finger auf den anderen zeigt, hat es einfach nicht verstanden. Schluss mit den Ausreden, alle müssen nun handeln und eigene Fehler beheben, damit sich solche Szenen nicht wiederholen.
Kommentare