Und auch im nächsten Jahr soll das Wachstum nur gering ausfallen – jedenfalls nicht stark genug, um neue Jobs zu schaffen. Hinzu kommt ein Budgetdefizit, das wohl über der EU-Obergrenze von drei Prozent liegen wird.
Einziger Lichtblick: Die Inflation ist mit 1,8 Prozent wieder dort, wo sie hingehört. Das gibt Raum für weitere Zinssenkungen, die die Wirtschaft stimulieren sollen. Doch auch eine geringere Preissteigerungsrate hat ihre Tücken, nämlich bei den nun beginnenden Lohnverhandlungen. Die Gewerkschaften beziehen sich in ihren Forderungen stets auf die vergangenen zwölf Monate. Da lag die Inflation deutlich höher, als sie in nächster Zeit sein wird. Großer Knatsch droht, etwa bei den Sozialberufen, wo 6,1 Prozent gefordert werden. Die Arbeitgeber hingegen verweisen darauf, dass es schon im Vorjahr einen sehr hohen Abschluss von 9,2 Prozent gegeben hat.
Auch im Handel werden die Verhandlungspartner gefordert sein, vor allem, weil es vielen Betrieben aufgrund der Konsumzurückhaltung schlecht geht. Die Menschen sparen in unsicheren Zeiten lieber oder geben ihr Geld in günstigen ausländischen Onlineshops aus. Hitzig könnte es auch bei den Eisenbahnern zugehen, während die streikerprobten Metaller glücklicherweise im Vorjahr ihren Kollektivvertrag für zwei Jahre abgeschlossen haben.
Eine neue Regierung wird also wirtschaftspolitisch stark gefordert sein. Doch bis diese angesichts des Wahlergebnisses steht, werden Monate vergehen. Und erst recht, bis erste Akzente gesetzt werden und diese ihre Wirkung entfalten können.
Dabei wären grundlegende Reformen dringend angebracht – bei Lohnnebenkosten, Pensionen, Kapitalmarkt und Förderungen. Ein „Weiter wie bisher“ kann sich Österreich nicht mehr leisten, das sehen offenbar auch viele Wählerinnen und Wähler so. Neue bzw. höhere Steuern sind freilich der falsche Zugang angesichts einer der höchsten Abgabenquoten der westlichen Hemisphäre. Und auch bei den größeren Parteien sollte sich endlich die Erkenntnis durchsetzen, dass es ein Sparpaket benötigt. Nur mit (dem überschaubaren) Wachstum alleine wird das Land angesichts der tristen wirtschaftlichen Lage nicht aus der Krise kommen.
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