Da ist etwas:

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Die Stille ist wie das neue Jahr.

von Guido Tartarotti

über das Verstummen des Lärms.

Ziehen Sie vorsichtig den Vorhang zurück, öffnen Sie sachte ein Fenster, gehen Sie auf Zehenspitzen vor die Haustüre: Da ist etwas.

Sie können es nicht sehen, aber Sie können es hören, und wenn auch nur dadurch, dass Sie etwas anderes nicht hören können.

Da ist Stille.

Der Lärm ist weg. Das Schießen und Böllern und Korkenknallen und Donauwalzen und Stadeln und Atemlossein ist verstummt. Und auch das Reden und Diskutieren und Streiten und Schwatzen, der ganze kurzatmige Soundtrack, der sonst unser Leben begleitet und die Stille zudeckt, die ja in Wahrheit immer da ist. Nur kann man sie sonst nicht hören.

Die Stille ist wie das neue Jahr: Ein Raum der Freiheit, den man füllen kann, wie man will: mit Musik, Gesprächen, Gedanken. Wer es aushält, kann ihn auch leer lassen, ein paar Stunden oder Minuten. Stille hören: Heute braucht man dazu nicht einmal Kopfhörer.

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