Saalwette, Wahlkampf, Murmeltier
Die Show ist nach zehn Jahren wieder in Wien zu sehen, und dieser Umstand rechtfertigt jede Erregung.
über die Woche im Rückblick
Schade, dass die Volkshochschule Meidling den Zusatzkurs „Schimpfen in Wien“ aus dem Programm nehmen muss. Dort hätten Interessierte lernen können, was es heißt, wenn jemand sagt: „Oida, i scheiß’ mi an“.
Z. B. vor lauter Aufregung in Anbetracht der oe24.at-Schlagzeile „So gigantisch wird Wetten, dass ..?“ Mehr noch, da die Aufzählung der gigantischen Fakten bereits nach „2000 Bühnenboden, 660 Scheinwerfer und einer acht Tonnen schweren Couch“ wieder endet.
Egal. Die Show ist nach zehn Jahren wieder einmal in Wien zu sehen, und dieser Umstand rechtfertigt jede Erregung. Markus Lanz wurde daher schon vor der Sendung (wofür auch immer) mit dem Goldenen Rathausmann ausgezeichnet. Folglich ist in der Stadthalle eher nicht mit der Saalwette zu rechnen: „Wetten, dass Sie es nicht schaffen, einen einzigen Wiener auf die Bühne zu bringen, der daran glaubt, dass das Bad nebenan jemals wieder benützbar sein wird?“
PR in Rom
Unwichtig. Die Politiker hatten diese Woche anderes zu tun. So reisten neben Chef-Agnostiker (vulgo Bundespräsident) Fischer auch Kanzler und Vizekanzler zur Amtseinführung des Papstes. In der Gewissheit, als römische Zwadabeis PR zu ernten (es kann ja kein Zufall sein, dass im Wort Regierung das Wort Gier steckt).
Dennoch blieb dem Duo neben dem heiligen Flair des Vatikans das bodenständige Tamtam der Heimat nicht erspart. Immerhin ist Wahlkampf, und da erweist sich der Kampf um den Gemeindebau samt Sozialdebatte als Stammtisch-Hit. Faymann & Spindelegger wird jedoch freuen, dass sie und ihre Parteien ihr Getöse einigermaßen ungestört abhalten dürfen, weil vor allem der Hauptfeind mit sich selbst beschäftigt ist.
Da kann Strache nach dem Kärntner Wahldesaster noch so auf Tische hauen, unübersehbar bleibt sein Schmerz. Darüber, dass ein Trio durch sein Nein zum Mandatsverzicht den ohnehin schon zur Kasperlbühne degradierten FPK-Klub gesprengt hat. Und darüber, dass sich ein Parteiobmann namens Ragger bestenfalls als Lichtgestalt einer belächelten Tellerrand-Kultur entpuppt. Aber, Chaos hin oder her: Im Herbst soll es einen „Vereinigungsparteitag“ geben. Schade nur, dass nicht geklärt wurde, wer sich das tolle Wort ausgedacht hat.
Ergebnislos
Im Übrigen darf die politische Murmeltier-Meldung hier nicht fehlen. Diesmal grüßten die Ministerinnen Schmied, Fekter und Heinisch-Hosek, die mit der Gewerkschaft wieder „sehr konstruktiv“ über das neue Lehrerdienstrecht diskutierten. Ergebnislos, klar. Aber: Die Verhandlungsstunden scheinen nicht vergeblich gewesen zu sein. So berichtet Gewerkschafter Quin: „Wir haben Zahlen ausgetauscht und Positionen abgeklärt.“ Na bumm! Klingt nach baldigem Durchbruch.
Ansonsten gibt es zu berichten, dass Felix Baumgartner auf den Mond will, aber noch keinen Tro..., äh, Gönner gefunden hat, der die fade Idee finanziert. Dass Barbara Karlich noch schlanker, Balász Ekker noch niveauloser und der Frühling noch zurückhaltender geworden ist. Und dass eine wunderbare Ausstellung zum jüdischen Witz und Humor eröffnet wurde. Wo, wenn nicht in Österreich? Und wie, wenn nicht mit dem dazu passenden Titel? „Alle meschugge“.
Twitter: @MHufnagl
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