Denn das Ranking ist per se kein Städte-Vergleich, sondern ein Vergleich unter Großstädten bzw. Mega-Cities. Wien muss sich da also nicht etwa mit Salzburg, Graz, Leiden (Holland), Siena (Italien) oder St. Ives (England/Cornwall) messen, sondern mit Tripolis (Libyen), Doula (Kamerun), Karachi (Pakistan) oder europäischen Hauptstädten, die halt nicht alles gleichzeitig haben, was Wien hat. Also Burgtheater, Wienerwald, Öffis, die nicht so oft ausfallen, wie in Deutschland und England, oder ein Krankenhaus Nord, das (abseits der skandalösen Bauphase) in fast jedem anderen Land ein Privatspital wäre.
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Dass die Economist-Leute auch ein „beispielhaftes Bildungswesen“ anführen, erstaunt allerdings (oder war vielleicht Ausdruck britischen Humors). Denn dieser Tage wurde publik, dass 40 Prozent der Jugendlichen hierzulande nach der Pflichtschule nicht sinnerfassend lesen oder rechnen können. Das führt uns zum zweiten Ranking, welches am Dienstag vom international renommierten Management-Institut IMD an der Schweizer Uni Lausanne veröffentlicht wurde. Da fiel Österreich bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurück. Von Platz 20 auf 24. Insgesamt wurden 64 Länder bewertet. Österreich ist also nicht einmal mehr im besten Drittel. Eine für unser Land laut Neue Zürcher Zeitung „ungewohnt schlechte Platzierung“.
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Die ausufernde Bürokratie, die überdurchschnittlich hohe Inflation, das teure Pensions- und Gesundheitssystem stechen besonders negativ hervor. Und nein: Die EU ist nicht schuld. Mit Dänemark (Platz 1), Irland (2), Niederlande (5) und Schweden (8) liegen gleich vier EU-Staaten unter den Top 10. Weil dort der Staat einfach besser gemanagt wird.
Ein Punkt ist besonders negativ: Österreich ist weltweit eines der führenden Hochsteuerländer. Anders gesagt: Wir leben in einem schönen Land (siehe Wien-Ranking). Aber dafür zahlen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Relation einen weit höheren Preis als anderswo. Besonders fatal aber ist: All die Probleme sind nicht neu. Sie sind seit Jahrzehnten bekannt und werden laut bejammert. Und seit Jahrzehnten gibt es mehr oder weniger gute Ideen und Lösungsvorschläge. Aber nichts geschieht. Mehr noch: Aktuell wird über kürzere Arbeitszeiten und neue Steuern diskutiert. Das kann man natürlich wollen. Wenn man in Schönheit sterben will.
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