Standort unter Druck: Österreich rutscht im Wettbewerbs-Ranking ab
Es ist durchaus ein Alarmsignal: Österreich, das sich im Jahr 2020 schon auf den 16. Platz vorgearbeitet hatte, verliert kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit. Das belegt der viel beachtete „World Competitiveness Report“ des Management-Instituts IMD an der Schweizer Eliteuniversität Lausanne. Bewertet wurden 64 Länder anhand von 164 Kriterien (inklusive 92 Umfragen unter 6.400 Führungskräften).
Die neuesten Daten zeigen: Nach Platz 20 im Vorjahr ist für Österreich heuer nur noch Platz 24 drin. Noch stärker fällt der Absturz Deutschlands aus: Platz 15 im Vorjahr, heuer nur noch Rang 22 – einen Platz hinter China. In Deutschland sei die Gefahr, dass Firmen abwandern besonders groß, meint dazu die NZZ. Aber Österreich auf Position 24 müsse sich „ebenfalls mit einer ungewohnt schlechten Platzierung begnügen“.
Österreich punktet nach wie vor mit seiner guten Infrastruktur (Platz 15) und generellen wirtschaftlichen Performance (22). In beiden Kategorien liegt die Detailplatzierung besser als im Gesamtranking.
Deutlich schlechter (nur Rang 36) schneidet Österreich hingegen bei der staatlichen Effizienz ab. Hier spielen Faktoren wie die hohe Bürokratie-Last, die im EU-Vergleich höhere Inflation, aber auch die ungelösten Herausforderungen im Pensions- und Gesundheitssystem eine Rolle. Zusätzlich kommen Faktoren wie der Arbeitskräftemangel oder die hohe Steuer- und Abgabenlast zu tragen. Relativ zu allen anderen Faktoren wurde Österreichs Steuerpolitik am schlechtesten bewertet.
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, sagte zum KURIER: „ Dass Österreich im aktuellen IMD-Ranking seit 2020 um acht Ränge abgerutscht ist, sollte uns zu denken geben. Das ist ein völlig unpassender Moment, um über Maßnahmen wie neue Steuern oder Arbeitszeitverkürzung zu diskutieren. Beides würde den Faktor Arbeit im Hochsteuerland Österreich weiter verteuern und uns im internationalen Wettbewerb – und Österreich lebt mehrheitlich vom Export – noch schlechter stellen.“
Neumayer weiter: „Vor allem bei der bürokratischen Belastung hat sich Österreich im IMD-Ranking verschlechtert. Was wir jetzt brauchen, ist weniger Bürokratie und eine Entlastung des Faktors Arbeit, damit sich Leistung wieder lohnt und um Innovationen schneller auf den Boden zu bringen. Debatten um Arbeitszeitverkürzung und neue Steuern sind angesichts dieses Rankings völlig fehl am Platz.“
Spitzenreiter ist abermals Dänemark. Die Spitzenposition beruht laut den Autoren auf "seinen kontinuierlichen Erfolgen bei allen gemessenen Wettbewerbsfaktoren" (Wirtschaftskraft, Arbeitsmarkt, Investitionen etc.). Das Land sei in Sachen Leistungsfähigkeit der Unternehmen und Infrastruktur auf dem ersten Platz. Es habe sich zudem bei der Funktionsfähigkeit des Staates um einen Platz (neu Platz 5) vorgearbeitet.
Platz zwei geht an Irland, das sich in einem erstaunlichen Aufholprozess in nur einem Jahr um neun Plätze verbessert hat. Irlands Aufstieg hängt den Angaben zufolge mit den "robusten Ergebnissen bei der wirtschaftlichen Leistung" des Landes zusammen. In Dublin hofft man nun in der Gunst ausländischer Investoren noch weiter zu steigen.
Die Schweiz muss sich heuer mit Bronze begnügen. Bei der staatlichen Effizienz liegen die Eidgenossen weiterhin auf dem ersten Platz. Trotz des Debakels um die Großbank Credit Suisse punktet das Land mit seiner Stabilität und Berechenbarkeit in unsicheren Zeiten.
Die erfolgreichsten Volkswirtschaften seien in der Regel kleiner, verfügen über starke Bildungssysteme und einen guten Zugang zu Märkten und Handelspartnern, schreiben die Autoren. Sie führen hier Dänemark, die Schweiz und Singapur als Beispiele an.
Länder, die wegen ihrer frühen Öffnung nach der Pandemie 2022 Plätze gut gemacht hätten, fallen nun wieder etwas zurück (z. B. Schweden und Finnland).
Auch der Erfolg oder eben Misserfolg bei der Inflationsbekämpfung spielt eine Rolle. Länder mit besonders hoher Teuerung wie z. B. Lettland verlieren an Boden. Der baltische Staat rutschte deshalb auf Rang 51 (2022: Platz 35) ab.
Das Lausanner Institut hat im «World Competitiveness Ranking 2023» insgesamt 64 Länder anhand von 164 Kriterien bewertet. Dafür verwendete es Wirtschaftsliteratur, internationale, nationale und regionale Quellen sowie Rückmeldungen aus der Wirtschaft, von Regierungsbehörden und aus der Wissenschaft. Zudem wurden 92 Umfragen durchgeführt, die von 6400 Führungskräften beantwortet wurden. So wird die Attraktivität der Länder für Unternehmen und Investitionsentscheidungen näher analysiert.
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