Dieser Sommer ist das Beste an 2020

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Dieser Sommer ist etwas Besonderes: Denn heuer sind die heißen Monate erwartungsgemäß wirklich die beste Zeit des Jahres
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Für den würdigen Sommerhit 2020 muss man einen Klassiker nur leicht umtexten: Summertime, und das Leben war schon mal leichter.

Lange schon hat man sich, nach dem emotionalen Stress des Frühlings, nicht so urlaubsreif gefühlt. Endlich weg! Weg von der gelernten Berührungsangst, weg von all den Innenräumen, von denen man sich zuletzt eine Überdosis geholt hat.

Hinaus an vielleicht nähere Orte, in die das Fernweh genausogut hineinpassen wird.

Manche werden sich mit angezogener Handbremse entspannen. Manche werden umso trotziger Urlaubsdienst nach Vorschrift machen. Allen, die freinehmen, verreisen können (das ist nicht selbstverständlich), ist zu wünschen: So viel wie möglich Erholung sammeln.

Sie wird, das zeichnet sich derzeit schon ab, nach dem Sommer rasch wieder aufgebraucht werden. Wer aus dem Sommertheater in den hoffentlich lauen Spätabend hinausgeht, der wird sich fragen dürfen, wann er das nächste Mal Livekultur konsumieren wird. Wer zurück aus dem Urlaub ist, wird Monaten mit vielen Fragezeichen gegenüberstehen.

Für die es andere Antworten braucht. Auf den sommerlichen Tanz wird nicht erneut der Vorschlaghammer folgen können. Der Zaubertrick ist hohl geworden: Die Strafen werden der Reihe nach aufgehoben, ein zweites Mal wird sich das mit dem Verordnungsdonner nicht ausgehen. Das signalisiert die Regierung wohlweislich schon selbst.

Zugleich braucht man nicht am Donaukanal vorbei- oder im Kleinwalsertal spazieren zu gehen, um zu wissen: Der weit kleinlautere Regierungsappell an die Eigenverantwortung verpufft derart, wie man es sich vom Virus selbst wünschen würde. Auch so vergleichsweise kleine Bürden wie die Maske wieder öfter aufzusetzen (und dann so, dass man nicht an der Intelligenz des Trägers zweifeln muss) müssen offenbar verordnet werden.

Aus dem Schwung der Öffnungslogik aber lässt sich schwer ausbrechen. In der wackeligen Waffenruhe heftet sich die Regierung noch die Orden der gewonnenen ersten Schlacht auf den Revers und erklärt „Land erobert“, auch wenn es am Horizont schon wieder flackert.

Wie das nächste Mal gehämmert werden soll, in diese Karten will man sich nicht schauen lassen: Die Bevölkerungssehnsucht nach einer Atempause bestimmt die Politik.

Überhaupt werden die nächsten Monate mit Corona auch politisch komplizierter als die ersten. Schon poliert mancher daher lieber wieder jene Angstgleise, die man in den letzten Jahren verlegt hat, und stellt die Weichen an Corona vorbei in einen Wien-Wahlkampf hinein, wie man ihn thematisch zuletzt schon satthatte. Na hurra.

Sommerzeit, und im Herbst wird’s alles andere als leicht. Genießen Sie den Sommer! Er ist das Beste an 2020.

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