Urlaub im eigenen Land: Ich seh, ich See
Fast drei von vier Österreichern, die diesen Sommer einen Urlaub planen, wollen im eigenen Land bleiben. Die meisten zieht es in die Steiermark, nach Kärnten oder ins SalzburgerLand, so eine Umfrage der Österreich Werbung und FUR (Forschungsgemeinschaft für Urlaub und Reisen). „Österreich ist diesen Sommer offenbar eine echte Alternative zu einem klassischen Badeurlaub am Meer“, folgert Holger Sicking von der Österreich Werbung. Vor allem Kärnten scheint von Gästen zu profitieren, die vor der Corona-Krise lediglich durch das Land durchgefahren wären – am Weg zu den Küsten Italiens oder Kroatiens. Die Folge: An den Seen sind freie Zimmer bereits Mangelware.
Den Trend kann auch Helga Freund, Chefin der Incoming-Agentur Eurotours (unter anderem Hofer Reisen) bestätigen. „Wir sehen auch, das speziell die Ostösterreicher heuer auch gern nach Tirol fahren.“ Zudem gebe es kaum Stornos von deutschen Gästen, die schon im Winter ihren Sommerurlaub gebucht hatten.
Im Pitztaler Arzlerhof ist von all dem bisher wenig zu spüren. Im Gegenteil. Hotelier Franz Staggl hat mit einem Schlag 50 Prozent seiner Sommerbuchungen verloren. Wegen der auf 2022 verschobenen Passionsspiele in Oberammergau. Der bayrische Ort ist nicht weit vom Pitztal entfernt. „Viele Besucher der Passionsspiele kommen traditionell aus dem angloamerikanischen Raum. Wir haben mit einem britischen Unternehmer zusammengearbeitet, der 10.000 Karten verkauft hat“, erklärt Staggl. Ohne Spiele keine Gäste. Dazu kommt, dass sich sein Betrieb auf Busreisen spezialisiert hat.
Das sei seit Jahrzehnten ein konstant laufendes Geschäft. In Deutschland etwa reisen traditionell sechs bis acht Prozent der internationalen Touristen mit dem Bus – und deutsche Gäste zählen, neben den Briten und Belgiern, zu den wichtigsten Gästen des Hoteliers. „Von Billigtourismus kann keine Rede sein“, betont Staggl. Die rund 6.000 deutschen Busunternehmen würden sich einen Konkurrenzkampf um die besten Urlaubserlebnisse liefern. Doch der Motor der Busreisen stottert. Schuld sei die Maskenpflicht, die viele von einer Busfahrt abhält. „Das bekommen auch die Städte zu spüren.“
Getreidegasse
Andreas Gfrerers Hotel „Blaue Gans“ befindet sich in bester Salzburger Innenstadtlage – in der Getreidegasse. Heuer rechnet der Hotelier mit zwei Drittel weniger Geschäft. Im Grunde seien Prognosen aber nicht mehr als eine „Glaskugelaktion“. Ständig ändern sich die Rahmenbedingungen, wie sich das Virus weiterentwickelt, kann niemand sagen. In seinem Gastronomiebetrieb sei die Nachfrage wieder da, es gäbe ein „gewisses Grundrauschen“. Allerdings bleiben weiter Firmenkunden, Empfänge und größere private Feiern aus.
Ähnliches berichtet Susanne Kraus-Winkler, die zwei Spa-Hotels (Loisium in Langenlois und in der Südsteiermark) betreibt. „Wir sind vom Betriebstyp her im Vorteil“, sagt die Unternehmerin, die auch Branchensprecherin ist. „Unsere Gäste kommen traditionell vor allem aus dem Inland, reisen mit dem Auto an und buchen einen Kurzurlaub.“ Von einer Auslastung wie im Vorjahr sei man dennoch weit entfernt. Grund dafür sind die noch ausbleibenden Seminargäste. Kraus-Winkler: „Durch unsere Nähe zu Wien, wo viele Firmen ihren Sitz haben, hoffen wir, dass das Geschäft im Herbst wieder in Gang kommt.“
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