Denkt eigentlich jemand an die Kinder?
Es gibt zwei Merksätze, die uns die Corona-Experten derzeit einbläuen:
1. Die vierte Welle ist eine der Ungeimpften.
2. Die Delta-Variante ist so ansteckend wie die Windpocken (= Feuchtblattern). Ausatmen genügt, und das Virus fliegt „mit dem Wind“ zu seinem nächsten Opfer.
Unter diesen Prämissen sieht also ein Ansteckungshotspot derzeit so aus: Massenhaft Ungeimpfte verbringen miteinander Stunden in geschlossenen Räumen.
Man könnte auch Schulbeginn dazu sagen.
Nicht, dass jetzt Panik angebracht wäre, es sind nicht massenweise Kinder von schwerer Krankheit bedroht. Zum Glück zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass eine Infektion bei den Jungen meist symptomlos oder wie eine Erkältung verläuft.
Dennoch kommen auf die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern extrem belastende Wochen zu. Jedes Kind – außer jenen 25 Prozent der 12- bis 15-Jährigen, die bereits geimpft sind – kann sich jederzeit anstecken. Auch wenn man weiß, dass es meist nicht gefährlich ist, verursacht das trotzdem Psychostress.
Jedes ungeimpfte Kind ist potenzielle K1-Person, kann also jederzeit, wenn Infektionen auftreten, in Quarantäne geschickt werden. Und was dann?
Dann sitzen gesunde Kinder zehn bis vierzehn Tage isoliert zu Hause, bangen, ob sie krank werden, dürfen niemanden sehen – außer ihre hoffentlich geimpften Eltern.
Falls, und das ist besonders krass, die Eltern überhaupt da sind. Denn die Regierung hat die Sonderbetreuungsregelung gestrichen und hängt die Quarantäne-Kinder den Familien und deren Arbeitgebern um. Der Staat zahlt nicht mehr. „Koste es, was es wolle“ endet bei den Kindern.
Hinzu kommt, dass die Schulorganisation nicht vorsieht, Quarantäne-Kinder über Distance Learning am Unterricht teilhaben zu lassen. Warum eigentlich nicht? Die nötigen Tools müssten doch in der Pandemie entwickelt worden sein. Wieso sind die Klassenzimmer wieder offline?
Man hätte rechtzeitig vor Schulbeginn alle Kinder Antikörpertests unterziehen können, um jenen Jungen (und deren Eltern) die Unsicherheit zu ersparen, die die Infektion unbemerkt schon hinter sich haben. In Israel wurden bei 20 Prozent der Kinder Antikörper festgestellt. Bei uns wird in Kauf genommen, immune Kinder sinnloserweise heimzuschicken.
Sicher, die verantwortlichen Politiker sind nicht schuld an der Situation, sie können nichts für Mutanten und dafür, dass vor 2022 kein Kinderimpfstoff erhältlich sein wird. Aber sie könnten die Folgen der Situation abschätzen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Könnten. Es wird nämlich bei Weitem nicht alles getan, was möglich wäre.
Daniela Kittner
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