Wie Elke Kahr das Blut der Jugo-Nostalgiker in Wallung brachte

Elke Kahrs Erfolg hat auch international ein großes Echo erzeugt.
Ein Interview mit der KPÖ-Obfrau im kroatischen Fernsehen nimmt viel Raum in sozialen Medien ein.

„Eine Kommunistin, die zum Ende ihrer Karriere die Konkurrenz wegfegte“: So stellte der kroatische RTL-Ableger RTL Hrvatska die Grazer KPÖ-Obfrau Elke Kahr kürzlich in einem TV-Beitrag vor. Doch das „exklusive“ Interview mit der wahrscheinlichen ersten Bürgermeisterin der steirischen Landeshauptstadt schlägt in einer Region, die sich einst der sozialistischen Idee verschrieben hat, hohe Wellen.

Vor allem ein Detail aus dem Arbeitsumfeld der bald 60-Jährigen hat das Blut der Jugo-Nostalgiker so richtig in Wallung gebracht. „Wie ein Kommunist aus alten Filmen raucht sie im Büro, hält ein Bild von Tito und Jovanka (Titos Frau, Anm.) auf ihrem Schreibtisch und glaubt ernsthaft an Marx’ Ideale“, heißt es im Text des Beitrages, der für hohe Facebook-Aktivität im ex-jugoslawischen Raum sorgt. „Tito ist mir seit der Kindheit ein Begriff. Dank ihm war Jugoslawien von allen Ländern in diesem Teil Europas meinen Idealen am nächsten“, wird Kahr zitiert.

Wie Elke Kahr das Blut der Jugo-Nostalgiker in Wallung brachte

Kein Tito-Bild

Doch stimmt das? „Also Bild von Tito habe ich keines auf meinem Schreibtisch“, betont Kahr am Montag. „Aber es stimmt, dass ich einmal eines geschenkt bekommen habe, und zwar von einer Gastarbeiterin.“ Inhaltlich habe sie auf eine Frage geantwortet und festgehalten, dass „von allem, was probiert worden ist, der Weg des blockfreien Jugoslawiens der interessanteste war. Aber da kann man hinausgehen und andere fragen. Das sehen viele so.“

Seit die KPÖ die Gemeinderatswahlen am 26. September gewann und mit 28,8 Prozent der Wählerstimmen stärkste Fraktion vor der bisherigen Bürgermeisterpartei ÖVP wurde, macht sie Schlagzeilen. Allerdings sind Kahr und ihre Partei in der Stadt eher für ihren unbürokratischen Zugang zu Sozialpolitik bekannt denn für ideologische Debatten. So flossen allein im Jahr 2020 183.000 Euro in den KPÖ-eigenen Hilfsfonds, der allen Steirern offen steht. Gespeist wird er aus den Gagen der KPÖ-Mandatare, die von ihrem Politikerbezug nur ein Drittel behalten.

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