Zeitenwende in Graz: Die Mütter des Wahlerfolgs

Zeitenwende in Graz: Die Mütter des Wahlerfolgs
Elke Kahr schafft die Premiere: Eine Einigung mit anderen Fraktionen vorausgesetzt, wird die KPÖ-Obfrau die erste Stadtchefin.

Dieser Wahltag wirbelte in Graz so einiges um.

Erstmals wurde die KPÖ stimmenstärkste Partei. Und erstmals überhaupt wird eine Frau Bürgermeisterin: Elke Kahr könnte, eine Einigung mit anderen Fraktionen auf eine Zusammenarbeit vorausgesetzt, die erste Stadtchefin in Graz werden. Seit der Kür des ersten Bürgermeisters 1446 gab es insgesamt 135 Stadtchefs - alles Männer.

Da eine Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ nun möglich ist, könnte Graz vollends in weiblicher Hand sein, denn: an der Spitze der Wahlliste der Grünen stand ebenfalls eine Frau, Judith Schwentner. Kommt rot-grün-rot mit Hilfe der SPÖ, wäre eine Option durchaus denkbar: Kahr wird Bürgermeisterin, Schwentner Vize.

Doch das ist nicht die einzige Änderung. Nach 18 Jahren als Bürgermeister und 23 Jahren in der Stadtregierung trat ÖVP-Chef Siegfried Nagl als Folge der Wahlschlappe zurück.

An der Spitze der Volkspartei wird nun voraussichtlich Kurt Hohensinner treten, der bisherige Sport- und Integrationsstadtrat wurde sowohl von Nagl als auch ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als Nachfolger genannt.

Wer sind nun die beiden Wahlsiegerinnen und der ÖVP-Erbe?

Elke Kahr, die im Oktober ihren 60. Geburtstag feiert, sitzt seit 1993 im Gemeinderat und war von 1998 bis 2005 Klubobfrau. 2005 wechselte sie in die Stadtregierung und übernahm die Stadtpartei von Ernest Kaltenegger, dem legendären Urgestein, der die Kommunisten in Graz überhaupt erst salonfähig machte. Er führte auch jenes Prinzip ein, das die KPÖ auch heute noch beherzigt: Kein Funktionär darf  mit seiner Politikergage viel Geld verdienen, das würde nur zur Abgehobenheit führen.

Deshalb zahlt Kahr zwei Drittel ihres Gehaltes als Stadträtin in den parteieigenen Sozialtopf ein, der für alle Grazer in Not offen ist.

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