Staatsbürgerschaft: Das Spiel mit der Geduld

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Zwei lange Jahre dauerte es vom Antrag bis zum Erhalt der Staatsbürgerschaft. Viele Fragen an die MA35 blieben unbeantwortet.

Es ist Sonntag, der 13. Juni 2021. Toni steht stramm vor dem ganz laut aufgedrehten Fernseher. Seine rechte Hand hat er aufs Herz gelegt und wartet darauf, dass es endlich losgeht. An diesem Tag bestreitet SEIN Nationalteam das erste EM-Spiel seit Ewigkeiten. Dann ertönt sie endlich, die Hymne, und Toni fängt an mitzusingen: "Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der ..."

Toni ist elf Jahre alt, in Wien geboren und seit jeher ein Fan der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft bzw. aller Sportler(teams), die unter der rot-weiß-roten Flagge auftreten. Und das, obwohl er sie erst seit zwei Jahren zu seinen Landsleuten zählen darf. Dafür, dass er als Kind bosnisch-hezegowinischer Einwanderer auf die Welt kam und deshalb den "falschen" Reisepass in die Wiege gelegt bekam, kann der heute stolze Österreicher nichts. Das sei nun mal so, erklärte ihm sein Vater, der sich darüber nicht großartig Gedanken machte. Was er seinem Sohn verschweig: Reisepässe sind ein wunder Punkt bei Menschen, die in einem Land geboren sind, das auseinandergefallen ist. 

Nachdem das mit dem Pass auf dem Balkan eine äußerst mühsame und komplizierte Angelegenheit ist, kostete es also einige Überwindung, bis er sich endlich traute und für ihn und seine zwei Söhne (auch kompliziert: die Mama, eine bosnische Kroatin hat einen anderen Pass als die Männer im Hause, den kroatischen, also einen EU-Pass) den Antrag auf Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft stellte.

Von diesem Zeitpunkt bis zum Erhalt der Mappe mit den begehrten Staatsbürgerschaftsnachweisen (oh ja, auf dem ewig rückständigen Balkan sind alle westlichen Staatsbürgerschaften begehrt) sollte es nicht weniger als zwei Jahre dauern. Warum es so lange dauerte, das hat der Papa niemals herausfinden können. Die Dame von der MA35, die übrigens auch mit dem Suffix -ić im Familiennamen gesegnet/verflucht ist, wich stets wie Neo Agent Smiths Schüssen in Matrix aus. Papas E-Mails blieben teilweise unbeantwortet, er schmiss das eine oder andere Mal die Nerven weg. 

Auch weil der Sohn bei Grenzübergängen auf den langen Autofahrten zu den Großeltern in Bosnien immer wieder wissen wollte, warum wir uns nicht in die viel kürzere Schlange anstellen könnten, die für Menschen mit einem EU-Pass vorgesehen ist. Das Gute daran: Das Kind lernte zu warten. Nicht alle Menschen können auf der Überholspur sein. Da reicht auch der hohe Integrationsfaktor und die Hand am Herzen bei der österreichischen Hymne nicht. 

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