Selenskij kündigt einen neuen Krieg am Balkan an

3rd meeting of the European Political Community
Russland werde dafür sorgen, dass ein Balkanland gegen das andere in den Krieg zieht, sagte der ukrainische Präsident.

Eine Aussage des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij hat am Balkan große Aufmerksamkeit erregt. "Russland könnte neue Krisen auf dem Balkan und in Moldawien auslösen, um die Aufmerksamkeit der Welt vom Krieg in der Ukraine abzulenken", sagte Selenskij bei einem Pressegespräch. Dahinter stecke ein langfristiger Plan. 

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"Achtet auf den Balkan. Vertraut mir, wir haben Informationen dazu. Russland hat einen langfristigen Plan: Zuerst der Nahe Osten, und dann wird die nächste Ablenkung der Balkan sein", ist sich der 45-Jährige sicher. "Wenn die Partner jetzt nichts unternehmen, wird es erneut Explosionen geben. Russland wird dafür sorgen, dass ein Balkanland gegen das andere in den Krieg zieht", warnte Selenskij - ohne die Namen dieser Länder zu nennen.

Kroatiens Premierminister Plenković: "Es gibt mehrere potenzielle Krisenherde"

Einen Tag nachdem Selenskij die Aussage getätigt hatte, äußerte sich der kroatische Premierminister Andrej Plenković dazu. Er wisse auch nicht, welche Länder genau dieser meinte. "Ich habe in den letzten Tagen nicht mit Präsident Selenskij gesprochen, daher kann ich nicht entschlüsseln, auf welchen potenziellen Krisenherd er sich bezog. Unter den gegebenen Umständen könnte es aber mehrere geben", erklärte Plenković. 

Die Botschaft des ukrainischen Präsidenten sei dennoch "sehr klar. Klar im Kontext der umfassenderen Destabilisierung des gesamten europäischen Kontinents". Die russische Aggression gegen die Ukraine habe seiner Meinung nach unter anderem auch zum Ziel, die EU-Nachbarstaaten zu destabilisieren. Als Beispiel nannte er Moldawien und Georgien. 

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Auch den schweren Vorfall paramilitärischer Gruppen in Banjska im Norden des Kosovo nahm er als Beispiel und sprach abermals von "mehreren potenziellen Krisenherden". Seinem Land sprach er jedenfalls die Rolle eines Friedensstifter zu. "Kroatiens Politik bestand schon immer darin, maximale Anstrengungen zu unternehmen, dass sich die internationale Gemeinschaft im Raum Südosteuropa stark engagiert. Deshalb sind wir große Befürworter einer EU-Erweiterung. Denn nur die Verankerung der Länder in unserer Nachbarschaft im europäischen Prozess garantiert Frieden, Sicherheit, Stabilität und bessere gegenseitige Beziehungen", sagte Plenković. 

Gemeint sind wohl Kosovo und Republika Srpska

Auch der frisch gebackene kroatische Verteidigungsminister Ivan Anušić kommentierte Selenskijs Aussage. Diese sei aus seiner Sicht ernst zu nehmen. "Denn hätte es Russland geschafft, das zu erledigen, was es vor zwei Jahren beabsichtigt hatte - nämlich die Ukraine zu besetzen und die politische Struktur der Ukraine zu verändern - dann hätten wir auch hier schon schreckliche Spannungen, politische Veränderungen und Unruhen", sagte Anušić, der erst am Donnerstag sein Amt angetreten hatte, nach einem Gastauftritt beim Sender Nova TV

Er glaube aber zu wissen, welche Krisenherde Selenskij gemeint hat: den Kosovo, einen ewigen Zankapfel zwischen Serben und Albanern, sowie Republika Srpska, die Teilrepublik in Bosnien und Herzegowina, deren Anführer Milorad Dodik separatistische Gedanken hegt. 

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"Das Letzte, was wir in der Europäischen Union brauchen, ist eine weitere Krise, ein weiterer Krieg, ein weiterer Brennpunkt im Südosten Europas", schlussfolgerte der kroatische Ministerpräsident Plenković.

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