Panik in Kroatien: Mehrere Menschen vergiftet, Auslöser soll ein Getränk sein

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Der erste, in Rijeka gemeldete Vergiftungsfall, steht möglicherweise in Zusammenhang mit einer Glasflasche der Marke "Römerquelle Emotion". Das Unternehmen hat reagiert.

Ein Thema beschäftigt dieser Tage ganz Kroatien: Vergiftungsfälle, die im Zusammenhang mit dem Verzehr eines Mineralwassers mit Geschmack stehen. Schuld soll ausgerechnet ein Getränk einer österreichischen Traditionsmarke sein, die sich im Besitz des Getränkeriesen Coca-Cola befindet - "Römerquelle".

Einem Polizeibericht zufolge soll am vergangenen Samstag einem jungen Mann schlecht geworden sein, nachdem er in einem Lokal im Zentrum der Küstenstadt Rijeka eine Flasche "Römerquelle Emotion" getrunken hatte. Er musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo die Ärzte Verätzungen der Speiseröhre diagnostizierten.

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"Der Mann ist mittlerweile stabil und alle Umstände des Ereignisses, die zu seinen Verletzungen geführt haben, sind Gegenstand polizeilicher Ermittlungen", erklärte Alen Ružić, Direktor des Krankenhauses in Rijeka, gegenüber den zahlreich anwesenden Medienvertretern.

Diese haben alle Hände voll zu tun mit dem "Vergiftungsskandal", denn die Zahl der Vergiftungsfälle wächst von Tag zu Tag.

Schleimhautverletzungen & Ätzverletzungen

Mittlerweile wurden auch in der Hauptstadt Zagreb sechs Personen mit denselben Beschwerden wie bei dem Mann in Rijeka hospitalisiert. Bei drei von ihnen wurde eine mögliche Vergiftung ausgeschlossen, bei zwei wurden "Veränderungen" festgestellt, während bei einer Person die Befunde noch ausständig sind.

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"Es handelt sich um Schleimhautverletzungen, Ätzverletzungen oder erosive Veränderungen der Schleimhaut - bei beiden Patienten glücklicherweise in milderer Form. Es handelt sich vor allem um jüngere Menschen, die kohlensäurehaltige Getränke konsumiert hatten", erklärte Ivan Gornik, Leiter der Notfallmedizin im KBC Zagreb, gegenüber den Medien.

Bei einem Fall - einem Studenten, der in einem Zagreber Spital aufgenommen wurde - ist bekannt, dass er sich die Brause an einem Getränkeautomaten an der Fakultät für Naturwissenschaften und Mathematik geholt hatte. Wo die anderen beiden betroffenen Personen ihre Getränke gekauft hatten, ist hingegen nicht bekannt.

Kritik an Behörden wurde immer lauter

Der kroatische Gesundheitsminister Vili Beroš blieb lange stumm, trat erst am Mittwochvormittag vor die Presse, bestätigte die neuen Fälle in Zagreb und fügte hinzu, dass auch in der Kleinstadt Varaždin ein Verdachtsfall gemeldet wurde. Beroš musste sich auch unangenehmen Fragen der Medienvertreterinnen- und vertreter stellen, die wissen wollten, was sich die Öffentlichkeit in Kroatien seit Tagen fragt: "Warum haben sich die zuständigen Behörden mit einer umfassenden Warnung so viel Zeit gelassen?"

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"Wir haben auf die Ergebnisse der entnommenen Proben gewartet. Wir haben die Informationen erst dann veröffentlichen wollen, nachdem wir festgestellt hatten, dass eine Gefahr besteht", antwortete Beroš und verurteilte die, vor allem in den sozialen Netzwerken kursierenden Meldungen zu den Vergiftungsfällen: "Bei den Informationen aus den Nachrichten handelt es sich um Fake News. Wir werden herausfinden, wer diese gefälschten Aussagen an die Öffentlichkeit gebracht hat."

Dabei bezog sich der Minister auf die Meldungen, wonach es allein in Rijeka mehrere Fälle von Verätzten gäbe. "In Rijeka gibt es aber Stand heute nur einen Fall. Daher sind das alles falsche Informationen mit falschen Bildern", stellte Beroš nochmals klar. 

Die zuständigen Behörden würden schon ihre Arbeit machen, versicherte Beroš. "Es gibt keinen Grund für Panik, aber Vorsicht ist geboten", fügte er hinzu und nahm nochmals Stellung zu dem ersten aufgetauchten Fall. "Nach der ersten Verätzung in Rijeka war es nicht möglich zu sagen, worum es ging. Der Konsum des Getränks könnte ein Zufall gewesen sein, das Getränk könnte auf irgendeine Weise verändert worden sein ... die Frage ist, warum es passiert ist".

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Die Sanitärinspektion des Staatsinspektorats hat am Mittwoch den Produktrückzug der verdächtigen Produkte angeordnet. Manche Supermärkte haben kurz darauf die Regale mit diesen Produkten leergeräumt, schreibt das Onlineportal Index.hr und beruft sich dabei auf Leser:innenfotos:

Auch Coca-Cola Kroatien reagierte wenig später und gab in einer Aussendung den Rückzug von drei Produkten bekannt. Dabei handelt es sich um zwei Cola-Chargen sowie zwei Chargen von Römerquelle Emotion Blueberry Pomegranate 330ml - obwohl man beteuerte, beim zweitgenannten Produkt keine Unregelmäßigkeiten gefunden zu haben. Es handle sich um reine Vorsichtsmaßnahme, hieß es. 

"Römerquelle Emotion Heidelbeer-Granatapfel 330 ml" in Österreich nicht erhältlich

Coca-Cola Österreich gab gegenüber dem KURIER eine Stellungnahme zu den Ereignissen in Kroatien: "Wir haben Kenntnis über einen Fall in Kroatien in Zusammenhang mit dem Produkt Römerquelle Emotion Heidelbeere-Granatapfel in der 330ml Glasflasche. Wir hoffen auf eine schnelle und vollständige Genesung der betroffenen Person. Die Behörden haben die volle Unterstützung unserer Kolleg:innen vor Ort zur Untersuchung und Klärung des Falles", heißt es darin. 

Das Unternehmen arbeite "nach höchsten Qualitäts- und Lebensmittelsicherheitsstandards, die regelmäßig von zuständigen Behörden überprüft werden" und habe parallel dazu eine gründliche interne Untersuchung durchgeführt. "Diese hat keinerlei Probleme in unserer Produktion aufgezeigt. Darüber hinaus haben wir Proben an ein unabhängiges, akkreditiertes Labor zur weiteren Prüfung geschickt".

Eine wichtige Information gab es zum Schluss: "Römerquelle Emotion Heidelbeere-Granatapfel ist in der österreichischen Gastronomie und im Handel nicht erhältlich".

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