Kroatien kämpft gegen Hochwasser: "Davon wird es in Zukunft noch mehr geben"

So sieht es derzeit in der mittelkroatischen Stadt Karlovac aus.
Eine Entwarnung ist noch nicht in Sicht. Kritisch ist die Lage in einer mittelkroatischen Region, die 2020 vom schweren Erdbeben erschüttert wurde.

Seit mittlerweile 5 Tagen dauern in Kroatien die Kämpfe gegen die Überschwemmungen. Anzeichen dafür, dass es bald Entwarnung gibt, fehlen noch. In manchen Landesteilen spitzt sich die Lage weiter zu, speziell in Mittelkroatien, wo noch hohe Wasserwellen erwartet werden. "Die nächsten zwei bis drei Tage sind für uns von entscheidender Bedeutung und erfordern ein besonderes Maß an Wachsamkeit", sagte der Generaldirektor der Kroatischen Gewässer (Hrvatske vode) Zoran Đuroković bei der Parlamentssitzung am Freitag. 

Die Landesfeuerwehrzentrale hat seit Sonntag 1.829 Einsätze verzeichnet, bei denen insgesamt 5.224 Feuerwehrleute mit 1.761 Löschfahrzeugen im Einsatz waren, berichtete der Kroatische Feuerwehrverband (HVZ) am Freitag. Der Direktor des Katastrophenschutzes Damir Trut erklärte am Freitagmorgen, dass derzeit in den Kreisen Karlovac und Sisak-Moslavina aktiver Hochwasserschutz betrieben werde, die Situation aber "unter Kontrolle" sei.

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Ausnahmezustand in Mittelkroatien

Die lokalen Medien berichten aber, dass die Lage vor allem in Petrinja besorgniserregend sei. Ausgerechnet in der 25.000-Einwohner-Stadt, die immer noch vom schweren Erdbeben Ende 2020 gezeichnet ist. Wie der regionale TV-Sender N1 berichtet, könnten die kommenden 24 Stunden für Petrinja und die angrenzende Stadt Sisak kritisch werden. 

In beiden Städten ist bereits der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Angst hat man vor allem davor, dass die vielen Deiche, die nach dem Erdbeben errichtet worden sind, nicht halten könnten. Ebenso ein provisorischer, fünf Meter breiter Deich in einem Vorort von Sisak hat am Donnerstagabend dem Wasserdruck nicht mehr standhalten können und wurde durchbrochen. Ein großer materieller Schaden entstand dadurch. 

Das Schlimmste dürften andere Regionen, in denen man angesichts des Hochwassers Sorgenfalten hatte, hinter sich haben. Eine große Wasserwelle hat am Donnerstag Karlovac passiert. 180 Häuser wurden überschwemmt, 25 Bundes- und Landstraßen mussten geschlossen werden. Der Wasserstand von Korana, dem Fluß, der durch die Stadt fließt, erreichte einen Rekordwert von 852 Zentimetern.

So sieht ein Stadion in Karlovac aus: 

Entspannung in der Zadar-Umgebung

Das Wachstum vom Fluss Una in Hrvatska Kostajnica wurde gestoppt, nachdem das Stadtzentrum am Mittwoch überschwemmt worden war. Gute Nachrichten gibt es auch aus der Zadar-Umgebung, die als erste von den Überschwemmungen betroffen war. 

Der Fluss Zrmanja in Obrovac geht zurück, nachdem der Wasserstand am Montagmorgen historische 302 Zentimeter erreicht hat, was bis zu 39 cm über dem höchsten jemals in dieser Stadt gemessenen Wasserstand Zrmanjas liegt. 

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Premierminister Plenković: "Davon wird es in Zukunft noch mehr geben"

"Das Wichtigste ist, dass es keine Opfer gibt", erklärte Premierminister Andrej Plenković in einer Pressekonferenz am Freitagmorgen und zog eine Parallele zum benachbarten Italien. "Dort traten bis zu zwölf Flüsse über die Ufer, 13 Menschen starben, 20.000 wurden evakuiert - was bedeutet, dass wir in dieser Hinsicht in einer besseren Lage sind. Das bedeutet aber auch, dass wir die Schutzsysteme verbessern und in diese Systeme investieren müssen".

Plenković hielt es wichtig zu erwähnen, dass solche extremen Niederschläge für diese Jahreszeit ungewöhnlich seien. "Davon wird es in Zukunft noch mehr geben", stellte er fest. 

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