Inflation über 36 Prozent: Erdoğans „religiöse“ Geldpolitik

Erdogan will eine Überarbeitung des Flüchtlingsabkommens
Der Unmut über den türkischen Präsidenten und seine Regierung wächst in der Bevölkerung.

Die wirtschaftliche Krise der Türkei spitzt sich weiter zu. Die Inflationsrate sprang nun über die Marke von 30 Prozent und liegt im Jahresvergleich bei 36,08 Prozent. Seit dem Sommer hat sich die Rate mehr als verdoppelt und ist damit am höchsten Stand seit 2002.

Die wahre Inflation könnte noch höher sein. Schon länger wird vermutet, dass die offiziellen Zahlen des türkischen Statistik-Instituts (TÜIK) nicht den Tatsachen entsprechen könnten. Die unabhängige Untersuchungsgruppe ENAG, ein Zusammenschluss von Experten, kommt etwa auf eine Inflation von 82,81 Prozent. Der Index der Gruppe wird mehrmals am Tag berechnet. Der Untersuchungskorb ähnelt dabei dem des TÜIK, exkludiert aber Waren wie Alkohol oder Bereiche des Bildungs- und Gesundheitswesen, wo die Regierung die Preise kontrollieren kann.

Der mit der Inflation einhergehende rasante Kursverfall der türkischen Lira verteuert zudem die Einfuhren von Gütern in das Land. Hinzu kommen vergleichsweise hohe Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Allein von November auf Dezember betrug die Teuerungsrate 13,6 Prozent. Betroffen davon sind auch die Energiepreise. Die Strompreise für Haushalte wurden um 50 Prozent und für verbrauchsstarke Unternehmen sogar um mehr als 100 Prozent erhöht. Auch die Gaspreise steigen weiter, wie der staatliche Versorger BOTAS mitteilte. Haushalte zahlen im Jänner 25 Prozent mehr, Unternehmen 50 Prozent mehr.

Kommentare