Erdoğans AKP fällt bei Umfragen auf ein Rekordtief

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84,2 Prozent geben dem Präsidenten Erdoğan höchstpersönlich die Schuld an der schlechten wirtschaftlichen Lage.

„Wenn jetzt Neuwahlen währen, wem würden Sie ihre Stimme geben?“. Auf diese Frage antworten in einer Umfrage des türkischen Avrasya Instituts die meisten mit der Oppositionspartei CHP (Republikanische Volkspartei). Bei Neuwahlen würde die CHP auf 26,4 Prozent kommen, die AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) auf 24 Prozent. Auf dem dritten Platz wäre die nationalkonservative IYI Parti mit 11,3 Prozent, auf dem vierten die linke, pro-kurdische HDP mit 9,5 Prozent und erst auf dem fünften die Junior-Regierungspartei MHP (Partei der nationalistischen Bewegung) mit 5,7 Prozent.

Ein beachtliches Ergebnis, denn damit rutscht die Regierungspartei des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erstmals seit langem auf den zweiten Platz bei Umfragen. Bei den zuletzt stattgefunden Parlamentswahlen 2018 gewann die AKP noch mit 42,6 Prozent der Stimmen.

Ökonomische Krise

Grund für die fallende Beleibtheit der AKP in der Bevölkerung dürfte die immer schlechter werdende wirtschaftliche Lage sein. 71 Prozent der Befragten finden laut der Umfrageergebnisse, dass die Türkei derzeit eine ernste ökonomische Krise hat. Die steigende Inflation sowie die erhöhten Lebensmittelpreise machen der Bevölkerung zu schaffen. Es kam in den vergangenen Wochen immer wieder zu landesweiten Protesten.

72,1 Prozent glauben nicht, dass die Regierung diese Krise lösen kann. Zudem geben 84,2 Prozent die Schuld daran dem Präsidenten Erdoğan höchstpersönlich. Außerdem zweifeln 85,9 Prozent der Befragten daran, dass die offiziellen Inflationsraten tatsächlich stimmen.

Bei der Frage, ob Sie wieder Recep Tayip Erdoğan zum Präsidenten wählen würden, gaben 56 Prozent ein "Nein" ab. Im Falle einer Stichwahl würde Erdoğan in den Umfragewerten zudem mit jeweils 50,6 Prozent Stimmen gegen Ekrem Imanoglu und Mansur Yavas verlieren.

Imanoğlu ist derzeit Bürgermeister von Istanbul, Yavas von Ankara. Die beiden CHP-Politker holten die sowohl wirtschaftlich als auch politisch äußerst wichtigen Städte bei den Kommunalwahlen 2019 von der AKP zurück.

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