Es gibt nur ein Davor und Danach: Wie Krieg das Leben zerschneidet

Symbolbild
Wie der Krieg in Ex-Jugoslawien das Leben eines KURIER-Redakteurs bestimmte.

Es war surreal. Weit oben, über den Dächern der Stadt, waren Schüsse zu hören. Das seien Freudenschüsse, die Leute würden das muslimische Opferfest feiern, versicherte mir der Vater. Trotz meiner elf Jahre spürte ich, dass an diesem Samstag, dem 4. April 1992, Sarajevo nicht dieser lebendigen, lauten und bunten Stadt ähnelte, die ich kannte. Die Straßen waren wie leer gefegt, die meisten Geschäfte zu, die Stimmung komisch, ja bedrückt.

Der Ausflug nach Sarajevo, von dem ich mir meine ersten Basketballschuhe erhoffte, endete in einer Flucht. Der Vater erhöhte unter den immer öfter einsetzenden Schüssen, die von den olympischen Bergen herkamen, sein Schritttempo. Wir erwischten am Bahnhof den allerersten Zug – und das war gut so. Es sollte für eine Weile der allerletzte sein, der Sarajevo verließ.

Kommentare