Armutsgrenze in der Türkei liegt mittlerweile über dem Mindestlohn

Armutsgrenze in der Türkei liegt mittlerweile über dem Mindestlohn
Mindestens zehn Millionen Menschen leben in der Türkei unter der Hungersgrenze.

Das Thema Teuerungen beschäftigt derzeit wohl fast jedes Land. Doch was sich in der Türkei abspielt, ist noch mal ein ganz anderes Kaliber. Wäre da nicht ein Krieg in unmittelbarer Nähe, würde man in den türkischen Medien wahrscheinlich kaum etwas anderes lesen. Das Land hat mit einer Rekordinflation zu kämpfen, welche fast jeden Monat ein neues Hoch erreicht. Zuletzt lag sie bei 70 Prozent. Vor allem zu spüren ist diese bei den Lebensmittel- und Energiepreisen. Auch Gegenmaßnahmen, wie etwa die Senkung der Mehrwertsteuer, wirkten der hohen Inflation nur wenig entgegen.

 

Nun wurden die Ergebnisse der von Türk-İş durchgeführten „Hunger and Poverty Boundary Survey“- Studie für Mai 2022 bekannt gegeben. Türk-İş ist der größte Dachverband der Türkischen Industriegewerkschaften. Und die Zahlen haben es in sich.

Mindestlohn 4250 TL, Armutsgrenze 19.602 TL

Nach dessen Berechnungen liegt die Hungergrenze, in der Türkei wird zwischen einer Hungers - und Armutsgrenze unterschieden, derzeit bei 6.017 TL. „Das sind die monatlichen Lebensmittelausgaben, die eine vierköpfige Familie braucht, um sich gesund und ausgewogen ernähren zu können“, heißt es in der Studie.

Die Hungergrenze für einen Single-Haushalt liegt laut der Berechnung bei 7.836,46 TL pro Monat. Die Armutsgrenze berechnet die Studie der Türk-İş mit 19.602.14 TL. Darin werden zusätzlich zu den Lebensmittelausgaben auch Ausgaben für Kleidung, Wohnung (Miete, Strom, Wasser), Transport, Bildung und Gesundheit  mit einberechnet.

Wie fatal diese Zahlen wirklich sind, verrät ein Blick auf den aktuellen Mindestlohn. Denn dieser liegt bei 4.250 TL. Schätzungen zufolge arbeiten aktuell um die 10 Millionen Menschen in der Türkei unter diesem Gehalt.

Ungewöhnliche Leitzinspolitik

Als Verantwortlicher für die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes wird Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine ungewöhnliche Leitzinspolitik gesehen. Dieser hält an seiner Haltung, dass hohe Zinsen die Inflation befeuern, würden, fest und hält diese daher niedrig. Für das türkische Volk schwindet dadurch zunehmend die Kaufkraft. 

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